Crompton, Ella von

Ella von Crompton an Ernst Haeckel, Grunewald, 2. Juni 1914.

Berlin-Grunewald, Charlottenbrunnerstr. 4

2.VI.14.

Hochverehrte Excellenz,

erst heute kann ich Ihnen, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat, verspätete herzliche Pfingstgrüße senden zusammen mit innigstem Dank für die schönen Stunden, die ich mit Ihnen verleben durfte. Gleichzeitig danke ich Ihnen herzlichst für das Ostwald’sche Schriftchen und Ihre Grüße.

Als mein Mann Mittwoch Abend aus der Oper heim kam, fand er mich || zu seiner größten Überraschung zu Hause vor. Mein kleines Hundchen hatte sich währenddessen schon halbtot gefreut.

Am andern Morgen war in einem unserer Häuser Feuer. Ein Streichholz war auf ein Rokokosopha geworfen. Bis die Feuerwehr kann, war mein Mann zuerst da und da vor Qualm der Brandherd garnicht festzustellen war, kroch mein Mann auf allen Vieren hinein, um erst die Fenster aufzureißen. Dabei und bei den Löschversuchen zog er sich eine arge Rauchvergiftung zu; sodaß er das Bett Pfingsten über auch noch hüten mußte. Jetzt || ist es nun wohl vorbei, aber ich war doch in rechter Sorge; besonders wegen der Lunge. Recht froh war ich, daß ich nun zu Hause war.

Das Wetter scheint nicht besser zu werden zu wollen. An den beiden Pfingsttagen war es ja wärmer, auch Sonnenschein, aber heute wieder kalt und Regen. Wir lassen auch in allen Häusern wieder heizen. Es ist gar kein Sommer.

Übrigends, in der Elektr. in Jena bis zum Saalebahnhof traf ich Frl. Schulz, die Verlobte von Dr. Haase; sie fuhr hernach noch im selben Coupe mit mir bis Berlin und hat sehr die Costen der Unterhaltung getragen. Sie machte mir heute Vormittag auch ihren Besuch u. || telefonierte mich Nachmittags noch einmal an zu meiner Überraschung. Als sie damals bei Ihnen gemeldet wurden, wollten Sie mir doch noch etwas Näheres über sie mitteilen, es kam aber etwas dazwischen, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat, ließe es sich nicht nachholen?

Es tut mir so sehr leid, daß ich diesmal in Jena nichts skizzieren konnte, nicht die Dornburg u. nicht die Leuchtenburg. Doch danke ich Ihnen noch auf’s Herzlichste, daß Sie mir Gelegenheit geben, dieselbe von Ihrer Künstlerhand bewundern zu dürfen. Wie geht es Ihrer hochverehrten Frau Gemahlin? Hoffentlich besser, bitte eine Empfehlung an dieselbe.

Ihnen, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat, nochmals herzlichst dankend, mit den aufrichtigsten Wünschen für Alles Gute und Liebe, bin ich mit den herzlichsten Grüßen, stets

Ihre Sie so hochverehrende, Ihnen treu und innig dankbare

Ella von Crompton

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
02.06.1914
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 4492
ID
4492