Brandt, Oscar Ludwig

Oscar Ludwig Brandt an Ernst Haeckel, Charlottenburg, 13. Juli 1912

CHARLOTTENBURG am 13. Juli 12.

Hochverehrter Herr Professor!

Mit der gütigen Empfehlung des Herrn Dr. Genthe zu Berlin-Wilmersdorf, Lectors der Humboldt-Akademie, gestatte ich mir, Ihnen meine jüngst gelegentlich der Sonnwendfeier des Deutschen Monistenbundes (Ortsgruppe Berlin) zum Vortrag gebrachten „Hymnus“ mit der höflichen Bitte um Ihre Durchsicht zu überreichen.

Das Manuscript wurde von Frau Dr. Genthe-Schack zwecks Abdruck für den Jahresband des „Literaturbund 1901“ nebst einem „offenen Brief“ erworben, ||

Ich würde mich glücklich schätzen, von Ihnen zu lesen, ob ich mich auf dem Wege befinde, den zu erreichen ich mich bestrebte und vermöge meiner Fähigkeiten berufen glaubte.

Was ich selbst an mir – die beiliegenden Dichtungen betreffend – auszusetzen habe, ist die oft zu gedrängte Ausdrucksweise.

Die Entschuldigung hierfür darf ich wohl in meinen erst überschrittenen zweiundzwanzig Jahren suchen und hoffe ich mit Arbeit mich bald zu einer einfacheren Sprache durch zu ringen. Der alte Goethe diene mir als Vorbild in seiner wunderbaren Ruhe, die alles compli-||zierten Feind oft ist.

Ich vermag mir zu denken, daß Sie, Herr Professor, ähnliche Bitten in Unzahl erhalten. Dennoch fühle ich mich – durch die hinter mir stehenden Anerkenner gestützt – berechtigt, Ihnen mein ernstes Bitten vorzulegen.

Ihr Ihnen in vorzüglicher Hochschätzung ergebener

Oscar Ludwig Brandt

Manuscripte: Hymnus. Offener Brief und Epilog zum „Offenen Brief“

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
13.07.1912
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 44875
ID
44875