Anonym

Anonym an Ernst Haeckel, Wien, 2. März 1914

Wien 2 März | 1914.

Wohlgeborn!

Mein Sohn k.k. Rentsbeamter bekam von einem Kollegen ihre Broschüre (Welträthseln) zu lesen, u. obwohl ich Katholikin aus den besseren Kreisen bin, so las ich es durch, um ihren man kann nicht sagen ihren Ansichten, Nein es ist unerhörter Frevel gegen die Majestät Gottes, Nur Eines begreife ich nicht, warum sie schon 80 Jahre u. nicht schon längst der Zorn Gottes zerschmettert hat. Brave ehrenvolle Männer, nicht solche alte Lumpen, wie sie Einer sind, ein Gottesläugner, hat Gott geschlagen mit Krankheit, Z.B. Blindheit u.s.w. oder siehe unser allerhöchstes Kaiserhaus, welche Schicksale hat nicht unsern lieben guten Kaiser getroffen, und doch dankt er jeden Tag den Herzen Jesu für sein Leiden u. Sterben, indem er dem heiligen Meßopfer täglich am frühen Morgen beiwohnt. Jedoch, Gottes Mühlen mahlen langsam aber sicher; in voller Rüstigkeit legen sie sich zu Bette, u. am Morgen wird man sie krepirt finden, wie einen Hund, das wird einmal eines Tages geschehen. ||

Anders kann es Ihnen nicht gehen, nachdem sie Alles verwerflich finden, Von der Geburt Christi an, seiner Auferstehung, die Unsterblichkeit der Seele verbunden mit der bessern Welt. Scheinen jedenfalls in ihrer Jugend ein Mensch ohne Moral und Sitte gewesen sein, natürlich ein Luderleben gibt es in der Ewigkeit nichta, u. solche degenerirte Individuen können dieß nicht fassen, im Gegentheil, sie finden eine große Erleichterung, bei dem Gedanken, wenn auch der Sensenmann heranrückt, es kann mir nichts geschehen, weil ich wie das Thier verende. O, es wäre sehr traurig, wenn es für die Schlechtigkeit der Menschen keine Bestrafung, u. für die Guten keine Belohnung geben würde. Unter dieser Kategorie gehören auch sie. Sobald sie Gott abruft, stehn sie dann vor dem Richterstuhl Gottes ganz allein, u. selbst wenn sie noch so geehrt waren auf der Welt, jetzs steht die Seele ganz allein u. verlassen vor ihrem Richter. Erbärmlicher Gottesläugner wird es heißen – – – ||

Seelenmörder, wie viel Seelen hast du vergiftet durch dein Geifer deiner Sprache, sogar der heiligsten Mutter wurde ihre unerhörte Reinheit angetastet, hinaus mit dir in die ewige Finsternis –

Ich staune über ihre Weisheit in der Astronomie; Nichtwahr, sie sagen selbst die Schöpfung des Weltalls ist unermeßlich auch ich weiß esb, Milliarden von Welten umkreisen den Weltraum, es gibt keinen Zusammenstoß, denn dort oben wohnt die Gottheit, der Lenker aller Schicksale. Und schickt er Leiden, hat nicht auch Gottes Sohn den Leidens Weg durchgemacht, indem er für den Glauben den Kreuzestod erleiden mußte, Eines tröstet mich, sie sind aus den Reihe der Protestantenhunde, was kann man von solche Trottln verlangen. ||

Aber nur einen Wunsch hege ich, daß ich bald in den Zeitungen lesen möge, von ihren Tode, oder vielmehr das sie krepirt sind, den wir Menschen sind ja Thiere, alles ist Dichtung, nichts als Dichtung, auch der Weltenraum ist Dichtung. Wie wird die katholische Welt erfreut sein, wenn sie wieder von einen Parasiten befreit wird sein.

Ich schließe mein Schreiben mit den Worten: Hol sie bald der Teufel Protestanten Hund.

a eingef.: nicht; b eingef.: auch ich weiß es

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
02.03.1914
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 44842
ID
44842