Ernst Haeckel an Walter Haeckel, Jena, 8. August 1909
Jena 8.8.09.
Lieber Walter!
Mit dem Ferien-Beginn ist jetzt endlich hier Ruhe eingetreten, nachdem mein lieber Herr Amtsnachfolger seine gehässigen, 4 Monate lang fortgesetzten Angriffe erfolglos hat aufgeben müssen.
Er hat sich selbst damit am meisten geschadet und seine ganze hiesige Stellung verdorben. Plate ist ein ausgezeichneter Zoologe, Lehrer und Museums-Direktor – aber sein Charakter nichtswürdig! Alle Kollegen sind, ebenso wie die Regierung, einmütig für mich eingetreten. Ich behalte die 3 Räume des Phylet. Archivs für mich allein. Nach meinem Tode haben Kurator und Anatom (Maurer) darüber zu wachen. ||
Die nächsten 3 Wochen (August) bleibe ich noch hier und muß Ordnung im Phyl. Archiv u. der Bibliothek schaffen. Im Septemb. hoffe ich, ein paar Wochen Luft im Gebirge zu schnappen. Im Octb. erwarten wir Dich hier.
– Heute hatten wir Besuch von Georg Hkl (Frankfurt) u. seiner Frau. Beide hatten Deine Bilder (in F. aufgestellt) mit Interesse gesehen, bedauerten aber, daß Du jetzt so düster u. monoton grün maltest (Einfluß von Steppes?). – Sie fanden Deine Mecklenburg-Landschaft (über dem Klavier hängend, heiter! –)sehr schön u. meinten, Du solltest wieder farbiger u. heiterer malen.
– Emma ist leidlich u. bleibt zunächst hier. Mama geht es jetzt ziemlich gut.
Herzlichste Grüße v. H. z. H.
Dein treuer Vater E. Hkl.