Alfred Knapp an Ernst Haeckel, Onchy, 21. Oktober 1908
Herrn Geheimrat Professor Dr. Ernst Häckel
Jena
Hochverehrter Herr Geheimrat!
Wir nehmen uns die grosse Freiheit, Sie davon in Kenntnis zu setzen, dass vor kurzem ein internationaler Orden gegründet wurde, dessen Zwecke in dem beiliegenden Aufruf erörtert sind. Die Gründer sind Männer, die von dem Wunsch beseelt sind, positive, soziale Arbeit zu leisten. Wir hatten die Freude, unter anderem auch Herrn Professor Dr. Forel für unsere Sache zu gewinnen. Nach seiner und unserer Ansicht ist es absolut nötig, dass diejenigen gebildeten Kreise, die es heute mit den alten Religionen nicht mehr halten wollen und können, sich zusammenschliessen und der Menschheit einen ethischen Ersatz dafür bieten. Selbstverständlich fällt es uns nicht ein, von Ihnen eine aktive Teilnahme an ein Werk zu erbitten, die Ihre Stellung und Ihre Zeit wohl kaum gestatten kann. Dagegen ist es absolut notwendig, wenn wir Erfolg haben wollen, dass gutklingende, Vertrauen erweckende, überall geachtete Namen unter unserem Aufruf stehen, und deshalb wagen wir mit Herrn Professor Forel an Sie die höfliche und herzliche Bitte, uns Ihren Namen für dieses gute Werk zu geben. Neben dem Aufruf erlauben wir uns auf besonderem Bogen Ihnen die Persönlichkeiten aufzuzählen, die uns Ihren Namen schon gegeben haben, oder || an die wir die gleiche Bitte richteten wie an Sie, hochverehrter Herr Geheimrat.
Wir danken Ihnen für Ihr Wohlwollen und begrüssen Sie mit vollkommenster Hochachtung und Ergebenheit
Im Auftrag: Alfred Knapp
Gefällige Antwort höflichst erbeten an:
Monsieur A. Knapp, pharmacien à Ouchy (Lausanne.
Ouchy 21.X.08