Karl Haeckel an Agnes und Ernst Haeckel, Landsberg an der Warthe, 29. September 1868
Landsberg a/W 29/9 68.
Liebes Aelternpaar!
Herzlichen Glückwunsch zura neuen Würde. Möge der kleine neue Erdenbürger recht zu Eurer Freude gedeihen, ein braver Deutscher und wahrer Mensch werden, und von seiner Abstammung vom affenähnlichen Urahnen so wenig wie möglich Spuren in seiner Entwicklung zeigen! – Seinem Oheim Häckel werdet Ihr wohl einige Einwirkung auf ihn in spiritualistischer Richtung gestatten, damit der Wurm nicht ganz in dem Materialismus des darwinistischen Vaters untergeht. Aber || fürs Erste bin ich ganz mit einer möglichst materialistischen Behandlung einverstanden und empfehle Euch, für den Fall, daß die Muttermilch nicht ausreicht, die treffliche Liebichsche Kindernahrung in Form des Präparats meines Freundes Roestel, das sehr gelobt wird und z. B. Heinrich Sethe-Cüstrin’s Kind trefflich gewirkt hat.
Ich werde einen Avis von Roestel wenn möglich noch beistecken.
Nun lebt alle drei recht wohl, der Wöchnerin wünsche ich Geduld, dem Vater Mäßigung in seiner gewiß ausgelassenen Freude, dem Jungen einen tüchtigen Appetit!
Ade
Euer
Karl.
a korr. aus: zum;