Ernst Haeckel an Oscar Hertwig, Kairo, 31. März 1882
Cairo 31 März 82
Lieber Freund und College!
Für Ihre freundlichen Briefe, die mich sehr intressirten, sage ich Ihnen herzlichen Dank. Ich wollte dieselben noch von Colombo aus beantworten; leider kam ich dort aber fast gar nicht zum Briefschreiben, die Zeit war zu kurz; ich konnte sehr Viel nicht ausführen, was ich mir vorgesetzt hatte. Trotzdem bin ich mit dem Verlauf und den Ergebnissen der Reise sehr zufrieden. Der letzte Monat, im Hochlande, war sehr interessant. Ich verließ Colombo am 10. März und fuhr mit dem österreichischen Lloyd-Steamer in 18 Tagen nach Suez, von da gestern hierher. Ich denke hier 2–3 Wochen zu bleiben und circa am 24. April nach Jena zurückzukehren. Ich bin sehr wohl, wie mir denn überhaupt die ganze Reise sehr gut bekommen ist. Ich war in den Tropen keinen Tag unwohl; nur im Anfang war die feuchte Hitze sehr lästig. ||
Ich habe mich sehr gefreut zu hören, daß das Winter-Semester für Sie Beide so befriedigend war, und hoffe, daß die folgenden entsprechend glücklich sein werden. Der Anfang einer so großen Aufgabe ist ja immer das Schwerste! –
Meine Sammlungen sind sehr reich ausgefallen. 52 Kisten habe ich schon von Point de Galle vorausgeschickt, 18 andere von Colombo! Hoffentlich kommt Alles gut an.
Hier in Cairo werde ich lediglich der Kunst leben, um so mehr, als ich bei meinem ersten Besuch (vor 9 Jahren) Alles nur sehr flüchtig sah.
Hoffentlich geht es Ihnen und Ihren lieben Eltern (die ich bestens zu grüßen bitte, ebenso wie Ihren Bruder) wohl. Auf frohes Wiedersehen in Jena.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
E. Haeckel