Ella von Crompton an Ernst Haeckel, Steglitz, 26. März 1912.

Steglitz – Albrechtstr. 72.

26.III.1912.

Hochverehrte Excellenz,

da ich solange nichts von Ihnen, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat, gehört habe, möchte ich mich gerne nach Ihrem Befinden erkundigen. Von Herzen hoffe ich, daß es Ihnen gut geht und sich auch das Befinden Ihrer hochverehrten Frau Gemahlin gebessert hat. Gehen Sie jetzt auch täglich etwas an die Luft? Bitte tun Sie es doch ja, guter, lieber Herr Geheimrat. Malen Sie auch wieder? ||

Mit meiner botanischen Arbeit schreitet es jetzt vorwärts; ich habe 3 Tafeln mit Algen und eine mit Flechten gemalt. Die Arbeit macht mir sehr große Freude; hoffentlich finden die Tafeln den Beifall des Verlags, sodaß sie endlich dann Kontrakt mit mir machen.

Herr Dr. Vogtherr hat mir das Anerbieten gemacht, bei ihm Chemie zu studieren, unentgeltlich, um eine Chance für besseres Vorwärtskommen zu haben. Der Kursus dauert 1 Jahr, ich gehe nun seit 1 ½ Wochen 4 x Vormittags in der Woche hin, (sonst ist der Unterricht tägl. bis Nachm.) ich muß doch aber auch noch die Tafeln arbeiten und muß || dann eben etwas schärfer aufpassen, um nicht zurückzubleiben. Die dazu nötigen Bücher hat mir Hr. Dr. Vogtherr auch unentgeltlich gegeben. Das Lernen macht mir viel Freude und a man kann heutzutage doch nie genug lernen, um vorwärts zu kommen. Wie ist Ihre Ansicht darüber, hochverehrter Herr Geheimrat? Billigen Sie mein Vorhaben?

Herr Dr. Vogtherr hat mir dies Anerbieten nur auf Ihre Empfehlung guter, lieber Herr Geheimrat, hin gemacht und bin ich Ihnen darum so von Herzen dankbar, daß ich das Lernen von Chemie Ihnen zu verdanken habe. Ich danke Ihnen von ganzem Herzen dafür, lieber, guter Herr Geheimrat.||

Unlängst bewunderte ich sehr bei Frl. Erna Friederici das Jubiläumsheft von Reklam’s Universum, in dem Reproduktionen Ihrer Aquarelle drin sind und sie erweckten den lebhaften Wunsch in mir, wenn Sie vielleicht noch ein übriges Exemplar des Heftes hätten und meine Bitte nicht zu unbescheiden fänden, mir auch eins zu senden. Bitte nehmen Sie mir meine Bitte aber nicht übel.

Mit der Bitte, mich Ihrer verehrten Frau Gemahlin bestens zu empfehlen, bin ich mit vielen herzlichsten Grüßen an Sie, hochverehrter Herr Geheimrat, denen mein Mann, der sich jetzt auch auf dem Wege der Besserung befindet, anschließt.

Ihre Sie hochverehrende, Ihnen immer treu und immer dankbar ergebene

Ella von Crompton

a gestr.: es

Brief Metadaten

ID
4442
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
26.03.1912
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
12,9 x 17,0 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 4442
Zitiervorlage
Crompton, Ella von an Haeckel, Ernst; Steglitz (Berlin); 26.03.1912; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_4442