Albert von Bezold an Ernst Haeckel, Berlin, 29. März 1859
Berlin den 29 Merz | 1859
Mein liebster Freund!
Ich habe mit großem Vergnügen und lebhaftem Interesse deine Beschreibung Deines Aufenthaltes in Rom a gehört. Dein Vater war so freundlich die Hauptstellen Deines Briefes Martens und mir vorzulesen. Ich wünsche Dir vom Herzen Glück zu dem Weitern Verlaufe deiner schönen Reise. – Ich habe Dir etwas sehr Komisches mitzutheilen. Ich habe in dieser Woche nemlich einen Ruf als Extraordinarius nach Jena bekommen, und muß schon im nächsten Semester Physiologie lesen. Ich bin sehr begierig wie das gehen wird. Es geht jetzt mit der Besetzung der Stellen sehr schnell und in einer gewissen Beziehung ist es Dir eigentlich zu rathen, hieher möglichst schleunig zurückzukehren. Denn ich glaube, daß, da Heidenhain nach Breslau kommt, und außerdem eigentlich bloß der alte Barkowb da ist, daß in Breslau entschiedene Aussicht für Dich als anatomischer und vergleichender Anatom ist.
Ich werde Dir von Jena aus jedenfalls Briefe zukommen lassen. Ich hoffe aber sehr auf einige Zeilen von Deiner Seite. Das Schwein, welches ich habe macht mich erdenklich roth vor Scham. Dir habe ich 1 großen Theil davon zu danken, indem Du mich zu Du Bois brachtest.
Adieu lebe wohl
Dein Bezold.c
a gestr. erf; b Papierausriss, Wort sinngemäß ergänzt; c Text weiter am linken Rand von S. 1: Ich werde … Dein Bezold.