Ernst Haeckel an Konrad Deubler, Jena, 24. Juni 1880
Jena 24/6 80
Lieber Freund Deubler!
Für das hübsche Bild vom Gosau-Thal und für Ihren lieben Brief danke ich Ihnen herzlich! Ich sehe darin einen neuen Beweis Ihrer liebenswürdigen Freundschaft. Hoffentlich werde ich Ihnen bald (im August) persönlich dafür danken können. Wenigstens hoffe ich das noch immer, obgleich in letzter Zeit einige dunkle Wolken meine schöne Hoffnung zu verdüstern begonnen haben. ||
Vor einem Monat ist nämlich meine Schwiegermutter nach langen Leiden gestorben, und meine Frau, welche dieselbe den ganzen Winter gepflegt hatte, ist nun selbst krank geworden. Sie ist recht miserabel, und der Arzt meint, daß er sie wahrscheinlich, statt ins Gebirge, in ein Seebad werde schicken müssen. Sollte das wirklich nothwendig sein, so würden wir (zu meinem größten Bedauern!) unsern Besuch wieder ein Jahr verschieben müssen. ||
Ich selbst bin zum internationalen Unterrichts-Congress für September nach Brüssel eingeladen, werde aber wohl auch nicht hin können. Jedenfalls schreibe ich Ihnen im nächsten Monat, wie sich unsere Pläne gestalten. Einstweilen gebe ich die Hoffnung auf Goisern, (– auf das ich mich so sehr gefreut habe! – ) nicht auf. Mit wiederholtem herzlichsten Gruße und Danke
Ihr
E. Haeckel