Crompton, Ella von

Ella von Crompton an Ernst Haeckel, Steglitz, 31. August 1911

Steglitz – Albrechtstr. 72.

31. August 1911.

Hochverehrte Excellenz,

für Ihre lieben Zeilen an unseres Goethe-Geburtstag, die mich so sehr erfreuten, danke ich Ihnen, hochverehrter lieber, guter Herr Geheimrat, von ganzem Herzen! Auch freue ich mich so, daß ich mit dem Goethe-Häuschen des Richtige getroffen, das Ihnen ein wenig Freude bereitete!

Überglücklich macht es mich aber, daß Sie, guter, liebster Herr Geheimrat, in Ihrer Freude und unendlichen Güte mir einige Ihrer Aquarellskizzen senden wollen. Das ist zu lieb und rührend von Ihnen, hochverehrter Herr Geheimrat! Ich möchte Sie dann herzlich bitten, mir von den Ihnen am ehesten entbehrlichen Blättern zu schicken, wenn Sie sich schon so || berauben wollen. Voll Bewunderung bin ich über Ihr phänomenales Gedächtnis, daß Sie sich noch so genau erinnern, daß mir ganz besonders die „Mythen“ gefielen!

Daß die Hamburger Monisten Ihnen am 12. eine Deputation nach Jena schicken werden, nahm ich als ganz selbstverständlich, als Ihnen schuldig an und hoffe, daß Sie, hochverehrter Herr Geheimrat, davon nur rechte Annehmlichkeiten und Freude haben werden. Es freut mich, daß Dr. Heinr. Schmidt Ihre Ansprache verlesen wird und daß Sie in Lösung der schwierigen Frage so energisch vorgegangen. –

Seit heute ist es ja endlich ein wenig kühleres Wetter, wovon ich sehr hoffe, daß es auch Ihnen recht gut tun wird. Wenn es nur endlich genügend Regen gäbe, aber immer dieser unbarmherzig wolkenlose, blaue Himmel.

Mein Mann hat leider trotz seines guten Zeugnisses, das ich mir erlaube abschriftlich || beizufügen, noch immer keine Stellung gefunden, was ihn sehr niederdrückt. Es ist eben sehr schwer, heutezutage ohne Verbindungen etwas zu erlangen. Kennen Sie vielleicht, hochverehrter, lieber Herr Geheimrat, hier irgend eine Persönlichkeit, die meinem Manne zur Erlangung einer Stellung event. behilflich sein könnte, da mein Mann in den Kreisen, zu denen er nach Stand und Geburt Fühlung hat, seiner Ansichten und seines Kirchenaustritts wegen, kein Entgegenkommen findet?

Dagegen habe ich etwas in Aussicht. Durch Frau Friederici erfuhr ich, daß Hr. Friedr. von Zezschwitz – Gera (früher Verlag v. Köhler) ein botanisches Werk herausgiebt, das Herr Dr. Vogtherr – Berlin schreiben wird. Um die Zeichnungen dazu habe ich mich nun unter Berufung auf Ihre gütige Empfehlung beworben. Dr. Vogtherr hat sich sehr einverstanden erklärt, mit mir zuarbeiten, ausschlaggebend ist natürlich der Verlag selbst. Vorläufig || kann ich nur das Beste erhoffen. Etwas schwierig ist es ja unter den jetzigen Umständen, da des event. Honorar erst nach Fertigstellung des Werkes erhältlich ist, es wäre doch aber in jeder Hinsicht sehr vorteilhaft für mich, wenn ich diese Arbeit erhalten würde, da ich dadurch bekannter würde.

In der Hoffnung, daß es Ihnen, hochverehrter, lieber, guten Herr Geheimrat, den Umständen nach gut geht, die Besserung gut vorwärts schreitet, bitte ich Sie, mich Ihrer verehrten Frau Gemahlin zu empfehlen. Mit herzlichsten Grüßen, einer Empfehlung von meinem Manne bin ich immer

Ihre Sie hochverehrende, Ihnen | treulichst ergebenen, stets | innig dankbare

Ella von Crompton geb. Gewert.

[Beilage:]

Abschrift! Friedenau (Berlin), 15.7.11.

Rheinstr. 45/46.

Zeugnis.

Wir bescheinigen hierdurch Hr. E v. Crompton, daß er vom 4. März 1910 in unserer Propaganda Abteilung tätig gewesen ist.

Zu seinen Obliegenheiten gehörte die Verwaltung des Katalog- und Clichélagers, sowie die Expedition des gesamten Reklamematerials. Wir sind mit seinen Leistungen und seiner Führung in jeder Beziehung zufrieden gewesen und wünschen ihm für sein weiteres Fortkommen das Beste.

Hr. v. Cr. scheidet voraussichtlich am 31. August auf seinen Wunsch aus seiner Stellung.

Optische Anstalt C. P. Goerz.

Aktien-Gesellschaft.

gez: Hahn gez: Baltin.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
31.08.1911
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 4423
ID
4423