Steglitz, Albrechtstr. 72.
19. Juli 1911.
Hochverehrte Excellenz,
schon sehr lange wollte ich mich immer nach Ihrem Befinden erkundigen, aber es war so viel Unruhe und Krankheit, daß ich nicht konnte. Zuerst erkrankte meine Freundin und Gastgeberin in Gelens so heftig, daß wir sie nach Thorn ins Krankenhaus bringen mußten, sodann mein Mann, daß ich eilends zurück mußte. Alsdann zogen wir um und hatte ich sehr viel zu tun, um den Umzug zu bewerkstelligen und die neue Wohnung, die übrigens || sehr nett und gemütlich ist, in Ordnung zu bringen. Also bitte entschuldigen Sie, lieber, guter Herr Geheimrat, das Schweigen. Von Herzen hoffe ich, daß Ihre Besserung weitere gute Fortschritte gemacht hat und es Ihnen wirklich besser geht.
Nun möchte ich sehr gerne, meine damals im Frühjahr schon geplante kleine Fahrt nach Jena zur Ausführung bringen und mich, wenn Sie gestatten, nach Ihrem Befinden erkundigen. Bitte, lieber, hochverehrter, guter Herr Geheimrat, teilen Sie mir doch mit, ob und wann es Ihnen angenehm wäre. Sollten Sie vielleicht auch irgend etwas haben, wobei ich Ihnen behilflich sein könnte, was ich Ihnen vielleicht abnehmen || könnte, so bitte verfügen Sie ganz über mich, ich kann dann ruhig etwas bleiben und richte mich danach ein. Ich wollte auch immer so gerne einmal das Weimarer Goethehäuschen malen und möchte es gerne von Jena aus tun. Sehr, sehr würde ich mich freuen, wenn ich nun bald kommen dürfte und Sie, lieber, guter Herr Geheimrat, persönlich sprechen; nichta wahr, Sie schreiben mir ganz offen, ob es Ihnen angenehm ist?
Mit den aufrichtigsten Besserungswünschen und allerherzlichsten Grüßen
stets
Ihre Sie hochverehrende, Ihnen treu ergebene, innig dankbare
Ella v. Crompton geb. Gewert.
Steglitz-Berlin – Albrechtstr. 72
a korr. aus: Nicht