Crompton, Ella von

Ella von Crompton an Ernst Haeckel, Rittergut Gelens (Kreis Kulm), West-Preußen, 04. Juni 1911

Gelens, Kr. Kulm W./Pr.

4.VI.11.

Hochverehrte Excellenz,

Ihnen, lieber, guter Herr Geheimrat, von ganzem Herzen dankend für Ihre lieben, guten Zeilen und die liebenswürdige Uebersendung der Karte, die ich gleich Baroneß Geyso senden werde und sicher große Freude machen wird, bin ich ganz traurig, daß Ihr Befinden sich durch die Komplikation so verschlimmert hat. Armer, lieber, guter Herr Geheimrat, wie fühle und leide ich mit Ihnen! Von ganzem Herzen wünsche ich Ihnen recht gute Besserung! Bitte schonen Sie sich doch nur recht sehr und bitte verlieren Sie nicht den Mut; mit Ihrer großen Tapferkeit in allen Lebenslagen und Ihre schon || so oft bewunderten Geduld und Resignation werden Sie auch diese so furchtbar schwere Leidenszeit überstehen. Es tut mir immer so unendlich leid, daß ich Ihnen so garnichts nutzen kann. Ihnen, lieber, guter Herr Geheimrat durch nichts meine unendliche Dankbarkeit und Verehrung und Liebe zeigen kann. Ich würde mich so glücklich schätzen, wenn ich Ihnen irgendwie ein bischen helfen könnte.

Wie lieb und gut von Ihnen, mir solch liebe Zeilen zu senden. Ich freue mich so sehr darüber und bin Ihnen herzlichst dankbar.

Meine liebe Gastfreundin hat sich sehr über Ihren lieben Gruß gefreut und wünscht Ihnen unter herzlichster Erwiderung desselben recht gute Besserung. Leider ist sie selbst jetzt || recht leidend und hatte ich auch Angst um sie und bin nur froh, daß ich ihr nun auch ein wenig nützlich sein kann bei ihrem Herzleiden, indem ich sie etwas pflege und für ihren großen Haushalt ein wenig vertrete.

Ein paar kleine Skizzen habe ich gemalt, leider nur sehr wenig, da ich noch so wenig schaffen kann, doch erhole ich mich schon immer mehr, sodaß ich wieder mit Vertrauen in die Zukunft sehe. Wenn ich nach meiner Rückkunft späterhin einmal nach Jena zu Ihnen, lieber, guter Herr Geheimrat, hinüberflitzen werde, so möchte ich, wenn es Sie interessiert, die kleinen Studien einmal Ihrem künstlerischen Blick und Urteil unterbreiten.

Ihnen, lieber, guter hochverehrter Herr Geheimrat, von Herzen recht gute und schnelle || Besserung wünschend, Alles Gute und Liebe Ihnen, wenn es Ihnen nicht zu viel Mühe macht, bitte ich Sie recht bald um eine kleine Zeile über Ihr Befinden.

Mit den herzlichsten Grüßen und Wünschen bin ich immer

Ihre Sie hochverehrende, Ihnen aufrichtig und treu ergebene, innig dankbare

Ella von Crompton geb. Gewert.

P. S. Für den Zeitungsausschnitt herzlichsten Dank! Das ist ja wirklich amüsant! Es ist doch kaum glaubhaft, daß eine solche Rohheit der Gesinnung überhaupt möglich ist und nun noch unter sogenannten „Christen“! Wirklich bezeichnend! Haben Sie gar keine Ahnung wer der Schreiber dieser empörenden Zeilen ist? Der hat sich doch am ärgsten selbst damit gebrandmarkt, solch ein vertierter Mensch! Eine furchtbare Gemeinheit und allerniedrigste Gesinnung!

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
04.06.1911
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 4416
ID
4416