Crompton, Ella von

Ella von Crompton an Ernst Haeckel, Wilmersdorf, 23. September 1910

Wilmersdorf, Ringbahnstr. 247.

23. Septr. 1910.

Hochverehrte Excellenz,

für Ihren liebenswürdigen Brief vom 19.9. mit Karte, der mich unendlich erfreut hat, danke ich Ihnen, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat, von ganzem Herzen! Es erfreut mich so sehr, daß Ihre schöne Reise Sie so erfrischt hat und Ihnen so viel Freude bereitet und Sie auch wieder soviel schöne Aquarelle malen konnten.

So sehr gerne möchte ich dieselben auch einmal sehen können. Möchten Sie, hochverehrter Herr Geheimrat, nicht einmal eine Auswahl Ihrer europäischen Aquarelle in irgend einer Form, aber farbig, herausgeben? Ich bin überzeugt, Sie würden || dadurch unendliche Freude erregen, indem Sie so von Ihren Schönheiten mitteilen würden. Unvergeßlich ist mir der Eindruck, den Ihre wundervollen Blätter auf mich machten, von denen Sie die Güte hatten, mir einen kleinen Teil zu zeigen.

Sehr betrübt mich die Krankheit Ihrer hochverehrten Frau Gemahlin. Von Herzen hoffe und wünsche ich eine recht gute Besserung.

Anbei sende ich Ihnen, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat, die mir gütigst geliehenen Bücher mit aufrichtigem Dank zurück:

Delle Grazie, Robespierre 2 Bd.

Troels-Lund, Himmelsbild u. Weltanschauung

Forbes, Wanderungen im Malayischen Archipel 2 Bd.

Haeckel, Prinzipien d. Generellen Morphologie ||

Aus letzterem Werk hat mich ganz besonders das IV. Buch über die Grundformen interessiert. Auch verschiedene Goethe-Worte, die ich leider noch nicht kannte besonders das über die Autorität, für deren Vermittlung ich Ihnen herzlich danke.

Die Lektüre der Bücher hat mir sehr viel schöne Stunden bereitet und danke ich Ihnen recht innig für den Genuß.

Nun kann ich Ihnen, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat, diesmal noch eine freudige Nachricht von mir mitteilen.

Vom 1. Oct. ab ist mein Mann bei der optischen Anstalt von Görz-Friedenau fest angestellt, nachdem er nun beinahe ½ Jahr als Aushilfe dort tätig gewesen und die Firma ihn dadurch genau kennen gelernt und viel Vertrauen zu ihm gefaßt. So hat er sich durch seinen Fleiß u. Pflichttreue || die Stellung erarbeitet. Seine Sprachkenntnisse kamen meinen Mann in der Propaganda-Abteilung der Fabrik sehr zu statten und freuen wir uns sehr, daß er den Posten nun erhalten hat und ausfüllen kann. Er ist sehr glücklich, daß er nun eine feste Tätigkeit gefunden hat. – Mit meinem Auftrag schreitet es auch rüstig vorwärts. Nun habe ich doch wieder Aussicht, noch einmal auf ein paar Std. nach Jena kommen zu können. Mein Herzenswunsch ist, Sie hochverehrter, lieber guter Herr Geheimrat, für ½ Stündchen einmal wiedersehen und sprechen zu dürfen und würde ich Sie dann später um die Erlaubnis bitten, ob ich gelegentlich kommen darf, unter der Voraussetzung, daß Sie mir ganz offen schreiben werden, ob es Ihnen paßt, giebt es doch Momente, wo selbst der beste Freund störend wirkt.

Ihnen, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat nochmals von Herzen dankend für Ihre lieben Zeilen und die gütigst gelesenen Bücher, hoffe ich, daß dieselben Sie gut bei guter Gesundheit erreichen werden. Mit den besten Wünschen und herzlichen Grüßen, bin ich stets

Ihre Siea hochverehrende, Ihnen treu ergebene, immer dankbare

Ella v. Crompton geb. Gewert.

a irrtüml.: Sich

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
23.09.1910
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 4397
ID
4397