Crompton, Ella von

Ella von Crompton an Ernst Haeckel, Wilmersdorf, 26. Juli 1910

Wilmersdorf, Ringbahnstr. 247.

26. Juli 1910.

Hochverehrte Excellenz,

gestern erhielt ich zu meiner größten Freude die gütigst gesandten Bücher mit Ihrem lieben Brief, wofür ich Ihnen, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat, von ganzem Herren danke. Nun habe ich Ihnen wieder soviel Mühe verursacht. Ganz besonders herzlich danke ich Ihnen aber für die mir freundlichst geschenkten Berliner Vorträge mit dem mich so sehr ehrenden Dedikations-Vermerk, sowie den Jenaer Vortrag. Sie haben mir, hochverehrter Herr Geheimrat, eine so sehr große Freude dadurch bereitet. Frl. Friederici, die in den nächsten Tagen verreist, werde ich morgen Ihren gesandten Vortrag zustellen.

Tief betrübt haben mich Ihre Nachrichten, || daß das letzte Vierteljahr Ihnen soviel Kummer gebracht. Von ganzem Herzen wünsche ich Ihrer Frau Gemahlin recht baldige, gute Besserung, sowie Ihrer Fräulein Tochter.

Wie freue ich mich nur, daß Sie soviel Freude an Ihrem klugen Enkeltöchterchen gehabt. Ich habe dasselbe (jetzt wohl vielmehr „junge Dame“, nicht?) so sehr in’s Herz geschlossen, Dank Ihrer gütigen Plazierung, hochverehrter Herr Geheimrat, bei dem Darwin-Vortrag.

Welch großes Glück für Ihre liebe Enkelin, durch Sie in die Natur und ihre Forschung eingeführt zu werden! Wie wird sich Frl. Holgers gefreut haben, daran teilnehmen zu dürfen!

Hochverehrter Herr Geheimrat, wenn es Ihnen nicht zu viel Mühe verursacht, möchte ich Sie herzlich bitten, mir doch mitzuteilen, wo, in welchem Hause in Potsdam Sie, lieber, guter Herr Geheimrat, geboren sind. Ich wäre Ihnen sehr dankbar. ||

Mir selbst geht es noch garnicht gut; ich bin noch immer in ärztlicher Behandlung. Doch auch die jetzt angewandte Elektrizität läßt keinen Erfolg spüren und muß ich beinahe fürchten, auch garkeine dauernde Stellung ausfüllen zu können. Das Wollen und das Können will sich gar nicht in Einklang bringen lassen. Was daraus werden soll, weiß ich nicht. Trotzdem muß ich schnellstens etwas finden, leider waren bis jetzt alle Bemühungen vergeblich.–

Mit den aufrichtigsten Wünschen für Ihr Wohlergehen, innigstem Dank für Ihre Güte, hochverehrter, guter Herr Geheimrat, und herzlichen Grüßen, verbleibe ich stets

Ihre Sie hochverehrende, Ihnen treu ergebene innig dankbare

Ella v. Crompton geb. Gewert.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
26.07.1910
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 4395
ID
4395