Ella von Crompton an Ernst Haeckel, Wilmersdorf, 20. Juli 1910
Wilmersdorf, Ringbahnstr. 247.
20. Juli 1910.
Hochverehrte Excellenz,
in der Hoffnung, daß es Ihnen gut geht, meine Zeilen Sie recht gesund und frisch antreffen möchten, sende ich Ihnen, lieber, guter Herr Geheimrat, die gütigst geliehenen Bücher mit aufrichtigstem, herzlichem Dank zurück:
- 1. 2. Semon, Im Australischen Busch
- 3. 4. Swobodaa, Gestalten des Glaubens
- 5. Brassey, Segelfahrt um d. Welt.
- 6. Drews. Christusmythe.
- 7. Breitenbach E. Haeckel
Die Bücher haben mir sehr viel Anregung und Freude verschafft. Besonders interessierten mich die beiden ersten Werke || sehr. Drews, Christusmythe konnte ich keinen Geschmack abgewinnen. Schon die Widmung an seinen „Lieben Schnehen“ flößte mir etwas Mißtrauen ein. Soviel Worte ohne Klarheit, immer bringt er einen Gott hinein, von dem er sich augenscheinlich nicht trennen kann. Trotz seiner vielen Versicherungen, daß er Monist sei, ist er doch Dualist vom reinsten Wasser. Warum soviel Übersinnliches überall hineinlegen? Ich bin stets und überall für eine ganz reine Scheidung.
Hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat, wenn Sie mir gelegentlich wieder etwas Lektüre senden wollten, wäre ich Ihnen sehr dankbar. Haben Sie vielleicht Ihre Berl. Vorträge und Ihre Prinzipien der generell. Morphologie in Ihrer Biblio‐||thek zur Hand, so würde ich Sie herzlich bitten, mir dieselben doch zu leihen, da ich sie so gern kennen lernen möchte.
Mit nochmaligem aufrichtigstem, innigsten Dank, lieber, guter Herr Geheimrat, verbleibe ich stets mit herzlichsten Grüßen
Ihre Sie hochverehrende, Ihre Ihnen aufrichtig treu ergebene, sehr dankbare
Ella v. Crompton geb. Gewert.
a irrtüm.: Swoboda