Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Arthur Schwarz, Jena, 27. Dezember 1910

Leipzig 27.XII.1910.

Lieber Herr Direktor!

Für Ihren freundlichen, gestern hier erhaltenen Brief sage ich Ihnen meinen besten Dank! Ich würde mich sehr gefreut haben, Sie heute Abend in Berlin bei Gelegenheit der Sonnenwendfeier des D. Monistenbundes wieder zu sehen. Aber leider muß ich meine Absicht, derselben beizuwohnen, aufgeben, da ich genötigt bin, einer wichtigen, heute Abend hier stattfindenden Konferenz von akademischen Collegen beizuwohnen. Meine Zeit ist leider für diese kurze Weihnachts-Exkursion sehr knapp bemessen. ||

Hoffentlich wird es mir gelingen. Professor W. Ostwald für unseren Monismus (- dessen Prinzipien er teilt -) so zu interessieren, daß er aktive Arbeit dafür leistet. Für den wichtigen „Ersten Monisten-Congreß“, der am 11.–13. September 1911 in Hamburg stattfinden soll, hat er bereits einen allgemeinen Vortrag übernommen. Wenn Ostwald sich entschließen würde, die führende Stelle des Ersten Präsidenten des Monistenbundes zu übernehmen, (- von den der alte Dr. Unold in München gern zurücktreten möchte -) so wäre das für den Bund ein großer Gewinn. ||

Leider ist durch das unbegreifliche Vorgehen von Dr. Vielhaber am 10.10.10 im Keplerbunde (- unserem gefährlichsten Gegner! -) und durch sein törichtes Bemühen, die Gegensätze beider Bünde zu verwischen, große Verwirrung angerichtet worden.

Wie ich aus vielen Briefen und Zeitungs-Artikeln ersehe, (auch aus mündlichen Berichten verständiger Bundesmitglieder), besteht der Wunsch, daß Dr. Vielhaber seine Stelle als Vorstand der Berlinder Ortsgruppe des D. M. B. niederlege und daß diese durch einen tüchtigen und charakterfesten Naturforscher (z. B. der Graf Matuschka) besetzt werde.

Mit herzlichen Grüßen an Sie und an Ihre hochverehrte Frau Gemahlin

Ihr treu ergebener

Ernst Haeckel.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
27.12.1910
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
Privatbesitz
ID
43782