Ernst Haeckel an Albert Carl Ludwig Gotthilf Günther, Potsdam, 30. Oktober 1879
Potsdam 30. Oct. 79.
Hochverehrter Herr College!
Ich wollte Ihnen meinen schriftlichen Dank für Ihre freundliche Aufnahme in London nicht aussprechen, bevor ich im Stande sein würde, Ihnen die gewünschten und versprochenen „grünen Kräuter-Käse“ zu senden. In unserer ländlichen Musenstadt Jena war dieser Artikel gänzlich unbekannt, und erst ein gestern ausgeführter Besuch in der Reichshauptstadt Berlin führte zur glücklichen Acquisition des Gewünschten. ||
Beifolgend erhalten Sie nun zwei verschiedene Proben diesera (– nach Ihrem Landsmann Jaeger „seelenduftigen“ –) Delikatesse, die hoffentlich Ihnen schmecken wird. Ich bitte Sie nur, davon bei mir beliebige Quantitäten zu bestellen. Nun einmal die Quelle ausfindig gemacht ist, kann ich Ihnen so viel schicken, als Sie wünschen. Um auch zur Ornithologie einen kleinen Beitrag zu liefern, lege ich eine geräucherte Pommersche Gänsebrust bei. ||
Durch Murray werden Sie inzwischen ein Packet mit Stuttgarter „Deutschen Bilderbogen“ erhalten haben, welches ich meiner Sendung an Ersteren beigepackt hatte. Es ist die ganze Serie (250 Bogen). Leider ist nicht mehr erschienen. Zum Theil sind die Bilder ausgezeichnet, bessere als die älteren Münchner. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie so viel Vergnügen beim Ansehen derselben, als ich selbst jedesmal genieße, wenn ich die humoristischen Bogen mit Frau und Kindern betrachte. ||
Die versprochenen Medusen werde ich in einigen Monaten senden, sobald ich mit meiner Monographie fertig bin. Ich möchte sie vorher noch mit den übrigen vergleichen, da sehr viel individuelle Variationen sich finden.
Nochmals sage ich Ihnen und Ihrer verehrter Frau Gemahlin meinen herzlichsten Dank für Ihre gastfreie und freundliche Aufnahme, und bitte auch Ihrer Frau Mutter mich bestens zu empfehlen.
Hochachtungsvoll
Ihr ergebenster
Ernst Haeckel
P.S. Samstag 1. November. Wegen Packungs-Post-Formalien konnte ich das Packet erst heute, ohne die [Fotokopie unvollständig]