Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Adolf Stoffert, Jena, 5. Mai 1918

Jena 5.5.1918.

Lieber Herr Doktor!

Ihre vertraulichen Mitteilungen über die geheimnisvolle Antillen-Insel Mona – (– die ich natürlich a – Ihrem Wunsch entsprechend – ganz geheim halten werde –) haben mich sehr interessirt. Ich wünsche Ihrem schwierigen Unternehmen, die dort verborgenen Schätze zu heben, von Herzen besten Erfolg. Besonders danke ich Ihnen für Ihre freundliche Absicht, einen Teil Ihres eventuellen Gewinns meinen hiesigen wissenschaftlichen Stiftungen zuzuwenden.

Sollte sich im günstigen Falle dieses Ergebnis verwirklichen, so würde ich bitten, die dafür bestimmte Summe an das Universitäts-Rentamt in Jena einzusenden und zwar für die „Ernst-Haeckel-Stiftung für Entwickelungslehre“. Aus den Zinsen dieses Kapitals wird zunächst das neue Haeckel-Archiv und dessen Direktor, der Archivar Dr. Heinrich Schmidt besoldet, der in nächster Zeit ein neues Lehr-Amt, die „Goethe-Professur für Entwicklungslehre“, übernehmen wird. ||

Das „Haeckel-Archiv“, welches seit 2 Jahren in 2 Räumen der Universitäts-Bibliothek untergebracht ist, soll zu einer Zentral-Stelle für das Studium der gesammten Entwicklungslehre und der darauf begründeten Monistischen Philosophie ausgebaut werden. Ich verspreche mir von dieser neuen Einrichtung dauernd großen Erfolg. Aber persönlich werde ich denselben nicht mehr erleben. Denn seit Beginn meines 85. Lebensjahres nimmt meine Gesundheit ( – besonders die Herztätigkeit – ) so sehr ab, daß ich nur noch für wenige Monate Lebenszeit rechnen kann.

Um so mehr danke ich Ihnen herzlich dafür, daß Sie sich Ihres alten Lehrers noch so freundlich erinnern, und bitte Sie, mir dieses treue Gedenken auch fernerhin zu bewahren.

Mit besten Wünschen für reiche Ergebnisse Ihrer schwierigen Unternehmung

bleibe ich stets Ihr alter, treu ergebener

Ernst Haeckel.

a gestr.: )

 

Letter metadata

Verfasser
Datierung
05.05.1918
Entstehungsort
Entstehungsland
Zielort
Fühlsbüttel
Besitzende Institution
Privatbesitz
ID
43225