Hermann Wagner an Ernst Haeckel, Göttingen, 14. Dezember 1884

Göttingen d. 14 Dez.

1884.

Eure Magnificenz

beehre ich mich auf das gefällige Schreiben vom 8. des Monats ergebenst zu erwidern, daß unser 1832 errichtetes Literarische Museum fast ausschließlich aus den Mitgliederbeiträgen errichtet ist. In den ersten 25-30 Jahren hat das K. Hannoveranische Universitätscuratorium allerdings fast jährlich einen Zuschuß von 800 M. auf jährlich wiederholte Eingabe. Es wurde aber darauf ca. im Jahr 1858 freiwillig von Seiten des Museumsvorstandes verzichtet, da die Jahreseinnahmen stets Überschüsse zu geben anfingen.

In einer unmittelbaren Beziehung steht das Literarische Museum daher seit dieser Zeit gar nicht mehr. Die unmittelbare, welche darin bestand, daß Universitätslehrer anfangs fasta ausschließlich die ordentlichen, Studirende die außerordentlichen Mitglieder ausmachten, ist im Laufe der Zeit auch eine lockere geworden. Zwar ist es noch Usus, daß ein Universitätslehrer die Stelle des Directors versieht, aber heute bilden die Mitglieder der Universität nur noch die Hälfte der Theilnehmer am Literarischen Museum. Vielleicht dürfte die folgende Übersicht der ordentlichen Mitglieder für Ew. Magnificenz von Interesse sein. Die Zahl der Mitglieder ist in den letzten vier Jahren außerordentlich gesunken in Folge verschiedener Umstände. Das Lit. Museum verband, nachdem es sich vor 35 Jahren ein eigenes Haus, gekauft hatte, ein sich immer mehr entwickelndes gesellschaftliches Casino mit dem, ursprünglich rein literarischen Interessen gewidmeten Lesezimmer, vermehrte dadurch jährlich seine Mitgliederzahl, erweiterte seine [Xxx] ||

Ausgaben Zinsen der Hypotheken u. sonstigen Anleihen 3000 M

Amortisation 600 M

Abgaben für Grundstück, Versicherung, Unterhaltung dess. 700 M

Heizung 300 M

Beleuchtung 500 M

Dienerschaft (ledigl. für Literarischen Dienst) 1000 M

Zeitungen 900 M.

Zeitschriften 350 M. } 1900

Bücher 450 M.

Buchbinder, Vermischtes 300

8300

Die Zahl der Studirenden, welche das Museum besuchen, zu Zeiten auf 200-400 steigend, hat in Folge der Eröffnung des großen Zimmers in der Bibliothek vor einem Jahr, der Eröffnung [Textverlust] eines studentischen Lesevereins und der reichen Ausstattung der Restaurationen mit Zeitungen und belletristischen Zeitschriften enorm abgenommen.

Hiermit hoffe ich die an uns gerichteten Fragen in ausreichendem Maße beantwortet zu haben, stehe jedoch behufs weiterer [Textverlust] zur Verfügung und zeichne in vorzüglicher Hochachtung

Ew. Magnificenz

ergebenster

Prof. Dr. H. W.

z. Z. Director

a eingef.: fast

Brief Metadaten

ID
43186
Gattung
Brief mit Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Zielort
Zielland
Deutschland
Datierung
14.12.1884
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
3
Umfang Blätter
2
Besitzende Institution
UB Freiburg, Histor. Sammlungen
Signatur
NL 25/328
Zitiervorlage
Wagner, Hermann an Haeckel, Ernst; Göttingen; 14.12.1884; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_43186