Walter de Gruyter an Ernst Haeckel, Berlin, 9. März 1916

VERLAGSBUCHHANDLUNG

GEORG REIMER IN BERLIN

W 10, GENTHINERSTRASSE

Berlin, den 9. März 1916.

Hochverehrter Herr Professor!

Gestern hatte ich Besuch von Herrn Scheffauer. Er erzählte mir von den Bemühungen, die er sich wegen einer englischen Uebersetzung Ihres Buches „Ewigkeit“ für die Vereinigten Staaten von Nord-Amerika angelegen habe sein lassen und von deren Ergebnis. Von drei amerikanischen Verlegern seien Antworten eingetroffen, von denen aber, nach seiner und meiner Meinung, nur eine eine geeignete Grundlage für weitere Verhandlungen zu bieten scheint. Das ist diejenige von Dodd, Mead & Company, der gleichen Firma, die sich am 27. Dezember 1915 brieflich an Kroener in Stuttgart gewandt und der ich mit meinem Ihnen bekannten Briefe vom 31. Januar die Bedingungen für eine englische Ausgabe mitgeteilt hatte. Auf diesen Brief vom 31. Januar nimmt indessen das in Abschrift eingefaltete und an Herrn Scheffauer gerichtete Anerbieten der Firma Dodd, Mead & Company vom 14. Februar 1916 noch nicht Bezug, weil era damals wohl noch nicht in ihrem Besitz war.

Wie Euer Exzellenz sich entsinnen werden, hatte ich damals eine Abgabe von 1/5 des Ladenpreises von jedem Exemplar verlangt, das über die Zahl von 2000 hinausginge, wobei dann die Voraussetzung war, dass die Kosten der Uebersetzung vonb der amerikanischen Verlagsfirma zu tragen seien. Die Vorschläge, die die Firma Dood, Mead & Comp. jetzt macht, sind vielleicht hinsichtlich der Ziffer der prozentualen Angabe weniger günstig, bieten aber insofern einen Vorteil als auch die ersten 2000 Exemplare mit 10% abgabepflichtig sind.

Es fragt sich nun, ob Euer Exzellenz dieses Angebot an-||nehmen wollen. Herr Scheffauer scheint die Annahme zu befürworten. Auf meine Frage, wie er sich in diesem Falle seinen Anteil dachte, meinte er, das überließe er im Wesentlichen Ihrer Bestimmung. Vielleicht ließe es sich so machen, daß er von den vorwegzuzahlenden 150 Dollar seinen Anteil bekäme und von der Abgabe für jedes einzelne Exemplar.

Es kommt nun darauf an, wie Sie, hochverehrter Herr Professor, entscheiden, sowohl hinsichtlich des Anerbietens der amerikanischen Verlagsfirma wie auch hinsichtlich des Anteiles von Herrn Scheffauer. Wollen Sie mich Ihre Meinung wohl gütigst wissen lassen? Ich füge noch hinzu, was auch Herr Scheffauer Ihnen wahrscheinlich schreiben wird, daß seine Uebersetzung im gewissen Sinne auch eine dem amerikanischen Leser angepaßte Bearbeitung darstellen soll und bleibe Euer Excellenz gütigen Rückäußerung gern erwartend

in verehrungsvoller Ergebenheit

Ihr

W. Gruyter

Nachschrift. Das Obige hatte ich diktiert, als Herr Scheffauer mich durch den Fernsprecher anrief und mir Folgendes mitteilte: Von der Firma Harper in New York sei gerade ein Kabel-Telegramm eingetroffen, das also laute: „offer Haeckel 500 Dollar“

Der Sinn dieses Anerbieten ist nicht eindeutig, wenn ich auch annehmen möch-||te, daß Harper mit diesen 500 Dollar das gesamte Urheberrecht an einer englischen Ausgabe erwerben will, einschließlich der Entschädigung der Uebersetzung für Herrn Scheffauer. Herr Scheffauer, mit dem ich die Angelegenheit telephonisch weiter besprach, meint indessen, daß dem Vorschlage von Dodd, Mead & Company der vorzug zu geben sei, weiß aber, gleich mir, daß auch hierüber Ihnen in erster Linie eine Entscheidung zusteht.

Verehrungsvoll

Ihr

W. Gruyter.

[beigefügt: Abschrift des Schreibens von der Dodd, Mead & Company an Hermann Scheffauer vom 14. Februar 1916]

Abschrift.

February 14, 1916.

Mr. Hermann Scheffauer

Berlin-Friedenau

Taunusstr. 13.

Berlin Germany.

Dear Sir:

We have your kind letter of January 12th concerning Dr. Haeckel’s „Ewigkeit“. This book interests us considerably and the table of Contents seems to indicate that the author approaches the subject from a new and interesting viewpoint. While the demand for so-called „war-books“ in this country is steadily diminishing, we are prepared to offer you for the United States and Canadian rights of „Ewigkeit“ the following terms: - One hundred and fifty dollars advance on account of ten per cent. royalty on the published price (probably $ 1.00 or $ 1.25) up to two thousand copies, and fifteen per cent. thereafter. This offer is made with the understanding that you shall furnish an adequate translation of not less than forty or fifty thousend words carefully prepared so that it may be unnecessary to return proofs to you for reading. If you accept our offer you may regard this letter in the light of a preliminary to us at the earliest possible moment to avoid delay.

Meantime, if we hear from you favorably, we will have a regular formc contract drawn up covering the details. We should like to publish the book early in the Autumn.

Very truly yours

Dodd, Mead & Company. Inc.

By (gez.) Frank C. Dodd.

Treasurer.

a korr. aus: der; b eingef.: von; c gebessert aus: from

Brief Metadaten

ID
43140
Gattung
Brief ohne Umschlag
Institution von
Verlagsbuchhandlung Georg Reimer in Berlin
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
09.03.1916
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
3
Umfang Blätter
2
Format
21,9 x 28,0 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 43140
Illustrationen
Brief der Firma Dodd, Mead & Company, Frank C. Dodd, Treasurer, an Hermann Scheffauer, Berlin, 14.02.1916
Zitiervorlage
Gruyter, Walter de an Haeckel, Ernst; Berlin; 09.03.1916; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_43140