Walter de Gruyter an Ernst Haeckel, Berlin, 5. Mai 1898
GEORG REIMER IN BERLIN.
S. W. ANHALTSTR. 12.
Berlin den 5. Mai 1898.
Hochgeehrter Herr Professor!
Sie hörena gewiß gern – wenn Sie es nicht bereits erfahren haben sollten – daß die Russische Censurbehörde Ihre Schöpfungsgeschichte vom Index abgesetzt hat. Als mir die Nachricht in voriger Woche zugetragen wurde, schrieb ich unverzüglich an eine Reihe Deutsch-Russischer Sortimenter und erbot mich, bei Partiebezügen mich an Inseratkosten zu betheiligen. Die Folge ist, daß schon heute ein paar Bestellungen auf 13/12 eingegangen sind, begleitet von der Forderung großer Conditionsendungen. Damit ist aber – außer einiger hundert Disponenden, die ich nicht einladen möchte – die selbe Auflage erschöpft und der Nachdruck der Tafeln für die zweite Hälfte ist wider Erwarten recht brennend geworden. Ich habe || nun heute früh unverzüglich an Herrn Giltsch geschrieben und ihn gebeten, innerhalb von 2-3 Wochen den Nachdruck zu bewerkstelligen.
Es bleibt die Frage, ob er das ohne Zuhilfenahme einer anderen Anstalt vermag und daß er sich zu einer solchen nur ungern entschließen wird, ist mir begreiflich. Doch aber wäre b im Interesse des Buches im hohen Grade wünschenswerth, da wir anders die nöthige Zeit verpassen u unsere Bemühungen erst im Herbst wieder aufnehmen können. Ohne Zweifel aber wird – da mit Rußland kein Schutzvertrag geistigen Eigenthums besteht – in Rußland selbst bald eine Ausgabe das Licht der Welt erblicken. Vor ihrem Erscheinen den Rahm ein wenig abzuschöpfen, wird ein Wunsch sein, den Sie mit mir theilen und deshalb spreche ich ihn bescheidener Form die etwas dreiste Frage aus, ob Sie etwa auch von Ihrer Seite Herrn Giltsch ein wenig zur Eile auffordern möchten?
Mit dem herzlichen Dank für Ihre zeitige Mitwirkung u. dem Ausdruck verehrungsvoller Ergebenheit
Ihr W. de Gruyter.
a korr. aus: gehören; b gestr.: dies