Ernst Reimer an Ernst Haeckel, Berlin, 30. April 1889
Georg Reimer in Berlin.
S. W. Anhaltstr. 12.
Berlin 30. April 1889
Liebster [Ernst]
Ich schicke Dir diesen Brief in der Voraussetzung, daß Du jetzt bei beginnendem Sommersemester von Deiner südländischen Reise heimgekehrt – hoffentlich auch recht befriedigt und erfrischt heimgekehrt bist und bitte Dich mir mitzutheilen, was ich dem spanisch-deutschen Buchhändler antworten soll. In Deiner Stelle würde ich 300-500 Mark verlangen. Meine Geschäftsgrundsätze verbieten mir als Verleger eine ähnliche Forderung zu stellen. Tafelabdrücke für die spanische Ausgabe kann ich auch nicht liefern, da die Kupferplatten nur gerade noch den Druck für unsere 8te Auflage aushalten werden. Diese wird jetzt schon viel begehrt und anfangs dieses Jahres hatte ich auch schon || verschiedene Anfragen schon dahin beantwortet, daß die 8te Auflage in diesem Herbst erscheinen würde; deshalb wird der Druck, wenn wir anfangs Juli damit anfangen, mit einer Leistung von 3-4 Bogen wöchentlich betrieben werden müssen, damit wir Ende September fertig werden. Hoffentlich wird es Dir möglich, die Bearbeitung der neuen Auflage bald zum Abschluß zu bringen.
Tante Klara ist hier unser lieber Gast; am liebsten ließen wir sie garnicht wieder fort. Jedenfalls muß sie noch einige Wochen bleibt [!].
Else ist seit bald 3 Wochen in Hamburg bei einer Familie „Dr. Frese“ weil der Bräutigam nicht abkommen kann und die Sehnsucht der beiden Verlobten anders nicht zu beruhigen war. Aber in dieser Woche muß Else || zurück. Wir können nicht dulden, daß sie den uns völlig unbekannten, äußerst liebenswürdigen, gastfreien Leuten – Frau Dr Frese ist eine geborne Witzleben – noch länger zur Last fällt.
Hoffentlich hast Du Deine liebe Agnes und Deine lieben Kinder ganz wohl und munter angetroffen.
Mit tausend Grüßen von allen hier an alle dort
Dein treuer Ernst Reimer