Ernst Haeckel an Albert Fürst von Monaco, Jena, 5. Januar 1910

[gedrucktes Rundschreiben:]

Phyletisches Museum in Jena.

Zahlreiche Anfragen, betreffend den Besuch des neuen Phyletischen Museums in Jena, veranlassen mich zu folgender Mitteilung. Das Gebäude des Museums (Neugasse 22), welches innerhalb Jahresfrist fertig gestellt wurde, ist zwar am 30. Juli 1908 der Universität Jena – bei Gelegenheit ihrer 350jährigen Jubelfeier – als Eigentum übergeben worden; es ist aber noch so feucht, dass die innere Ausstattung und das Einräumen der wertvollen Sammlungen erst im nächsten Frühjahr beginnen kann. Voraussichtlich wird diese umfangreiche Arbeit noch das ganze nächste Jahr in Anspruch nehmen, so dass die Oeffnung der Schausammlungen für das Publikum erst im Frühjahr 1910 stattfinden kann.

Die Geldmittel für den Bau und die Ausstattung des Museums sind lediglich durch freiwillige Beiträge meiner Schüler und Freunde, sowie durch hochherzige Gaben von begüterten Anhängern der Entwicklungslehre gesammelt worden. Weitere Gaben dafür nimmt dauernd das „Rentamt der Universität Jena“ entgegen, das darüber zu quittieren amtlich ermächtigt ist. Von den Erträgen dieser fortgesetzten Sammlung wird es abhängen, ob dieses „Erste Museum für Entwicklungslehre“ in vollem Maße das hohe Ziel erreichen wird, welches mir bei seiner Gründung im Beginne des Jahres 1907 vor Augen stand, die Schaffung einer öffentlichen Bildungsstätte für wahre Natur-Erkenntnis, eines Tempels für den Kultus des Wahren, Guten und Schönen.

Jena, 18. August 1908.

Ernst Haeckel. ||

À son Altesse

Prince Albert I. de Monaco.

Jena 5. Januar 1910.

Durchlauchtigster Fürst!

Eure Hoheit hatten die grosse Güte, mir eine ehrenvolle Einladung zu der Inauguration Ihres prachtvollen Musée Océanographique zu senden, welche in den Tagen vom 29. März bis 1. April zu Monaco stattfinden wird. Da diese denkwürdige Feier für mich von höchstem Interesse ist, nehme ich Ihre gütigst angebotene Hospitalität mit herzlichstem Danke an, obwohl ich sonst (– mit 75 Jahren –) alle ähnlichen Invitationen abzulehnen pflege. ||

54 Jahre sind jetzt verflossen, seitdem ich in Nice und Villefranche (im September 1856) unter der Leitung meiner grossen Lehrer Johannes Müller und Albert Kölliker zum ersten Male die Wunderwelt der Fauna mediterranea kennen lernte. Welcher enorme Fortschritt seitdem! Als ich im April 1904 (in Gesellschaft von Sir John Murray und Mr. Buchanan) die Ehre hatte, Sie in Monaco zu besuchen, musste mich bereits die grossartige Anlage Ihres wunderbaren Museums und der herrlichen marinen Laboratorien mit höchster Bewunderung erfüllen. Wie freue ich mich, es in wenigen Monaten ganz vollendet zu sehen! ||

Ich gedenke am 28. März in Monaco einzutreffen und hoffe alsdann Eure Hoheit in bestem Wohlsein wiederzusehen.

Mit der Versicherung vorzüglichster Hochachtung

Eurer Hoheit ergebenster

Ernst Haeckel.

Brief Metadaten

ID
42418
Gattung
Brief ohne Umschlag
Institution von
Phyletisches Museum der Universität Jena
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
05.01.1910
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Besitzende Institution
Archives of the Oceanographic Museum of Monaco
Zitiervorlage
Haeckel, Ernst an Monaco, Albert I. Fürst von; Jena; 05.01.1910; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_42418