C. Schrag an Ernst Haeckel, München, 15. Februar 1909
München 15.II.09.
Akademiestraße 1.III.
Hochverehrter Herr Professor Haeckel!
Aus fünf Erdteilen werden morgen die Großen der Wissenschaft ihrem Meister in Jena zum 75. Geburtstag Huldigung u. Glückwünsche bringen. Nehmen Sie es nicht übel, wenn in || diesen illustren Kreis sich ein kleiner Unbekannter drängt u. vielleicht nicht mit demselben Verständniss, so doch mit derselben Begeisterung u. Innigkeit wie die Andern Ihnen, hochverehrter Herr Professor den herzlichsten Glückwunsch ausspricht.
Vor 5 Jahren, als Sie in Rapallo Ihren 70. Geburtstag feierten, bekam ich Ihre „Kunstformen der Natur“ als erstes Ihrer Werke zu Gesicht u. über „Indische Reisebriefe“, „Welträtsel“, „Natürliche Schöpfungsgeschichte“ gings zur || „Generellen Morphologie“ u. schließlich zur „Systematischen Phylogenie der gesammten Lebenswelt“. –
Ich glaube nicht, daß ich all Ihre Gedanken u. Schlüsse nachdenken u. erfassen konnte.
Aber Eines wurde mir durch Sie, hochverehrter Meister, geoffenbart: Die Zauberwelt der Natur u. ihre unendlich mannigfaltige Schönheit.
Das ist’s wofür ich Ihnen || meinen herzlichsten Dank ausspreche u. zum 16. Febr. 1909 den Wunsch: Ad multos annos!
Ihr ergebenster
Dr. C. Schrag.
München
Akademiestr. 1.