Jena, 18.1.1900.
Lieber Herr Bölsche!
Die heute erhaltenen beiden Correctur-Blätter (1. Bogen der Biographie) habe ich mit großen Interesse gelesen, u. Ihrem Wunsche entsprechend gleich an die Klöppel´sche Druckerei nach Gernrode geschickt, da ich nichts Wesentliches zu meinen oder zu verbessern fand. Ich danke Ihnen herzlich für die freundliche u. liebenswürdige Darstellung! ||
Ich schreibe Ihnen heute nur flüchtig, weil ich seit 14 Tagen mit vielen dringlichen Arbeiten überladen bin.
Die Verleihung des großen Bressa-Preises (10.000 Lire) durch die Tessiner Academie (– für die „Systematische Phylogenie“ als bedeutendste Leistung im Gesammtgebiete der Wissenschaft während der Jahre 1895–98“ –). – || – am 7. Januar – hat mir außerordentliche Freude gemacht, aber auch viele Schreiberei gebracht. –
Das große Lenbach-Porträt (im Rembrandt-Styl, sehr gelungen!) traf am 4.1. als werth-volles Geschenk des Künstlers hier ein. Für die Reproduction des Photogrammes mit dem Hut hat der Eigenthümer, Herr Hans Müller-Brauel in Zeven (Hannover) seine Einwilligung Ihrem Verlage mitgetheilt. ||
Hoffentlich haben Sie und Ihre l. Familie das neue Jahr gut angetreten!
Mit wiederholten besten Wünschen für dasselbe und herzlichen Grüßen in Eile
Ihr
Ernst Haeckel.
Das IV. Heft der Kunstformen erhalten Sie in einigen Wochen.