Ernst Haeckel an Wilhelm Bölsche, Jena, 24. März 1899
Jena 24.3.99.
Lieber Herr Bölsche!
Gestern erhielt ich beifolgenden sehr interessanten vertraulichen Brief von Herrn Samson in Brüssel. Sie werden besser als ich im Stande sein, praktische Vorschläge zur Ausführung seiner vortrefflichen Absichten zu machen. Ich habe heute einstweilen dankend geantwortet, daß ich in einigen Wochen Vorschläge machen würde. Ich habe hier soviel dringende Arbeit, daß ich in einigen Wochen erst (– vielleicht gar nicht! –) den ersehnten Erholungs-Ausflug nach der Riviera werde machen können. Mir scheint das Project des Herrn Samson sehr wichtig und dankenswerth. ||
Meine „Kunstformen der Natur“ scheinen sehr viel Beifall zu finden. Das Bibliograph. Institut schrieb mir gestern, daß es für Besprechungen gern die Erlaubniß zur Copie einzelner Figuren ertheile, aber nicht ganzer Tafeln. Das zweite Heft ist nahezu fertig und soll in 4–6 Wochen erscheinen.
Mit herzlichsten Grüßen in Eile
Ihr Ernst Haeckel.
P. S. Vielleicht könnte das Samson-Legat die materielle Stütze zur Gründung einer „Monistischen Religions-Gesellschaft“ (Freie Gemeinde) werden; zum offenen Austritt aus der sogen. „Landeskirche“ werden Viele bereit sein.