Durch Ihren heute erhaltenen freundlichen Brief und Ihre Besprechung meiner Anthropo-genie in der „Freien Bühne“ haben Sie mir eine große Freude bereitet, und ich danke Ihnen dafür eben so herzlich als aufrichtig. Unter den zahlreichen Kritiken meiner Bücher sind Wenige, die so den Kern der Sache treffen und zugleich so das Wesen der darin aufgehenden Person erfassen. || Gegenüber der großen Zahl meiner ehrlichen Gegner und unehrlichen Feinde, darf ich Sie wohl zu der kleinen Schaar der treuen Freunde rechnen, die von meiner vollen Hingabe an die gute Sache der Wahrheitsforschung überzeugt sind und ihr ebenso rückhaltlos dienen, wie ich selbst. In diesem Sinne darf ich Ihnen wohl die beifolgenden Schriften und die gewünschte Photographie des Ceylon-Fahrers „freundschaftlichst” widmen und hoffen, daß unsere treue || Bundesgenossenschaft im Kampfe wider Unwissenheit und Aberglauben, wider Dummheit und Gemeinheit, für immer unerschüttert fortbestehe. Meine Frau, die sich gleichfalls über Ihre Kritik sehr gefreut und auch ihre „Mittagsgöttin“ mit lebhaftestem Interesse gelesen hat, grüßt Sie mit mir bestens.
In der Hoffnung, daß Sie in der schönen Sommerzeit uns einmal in unserem idyllischen Thüringer Gebirgsthale besuchen werden, bleibe ich treulichst
Ihr ergebener
Ernst Haeckel. ||
P. S. Ihre ausgezeichnete „Sommerfahrt im sicilianischen Spreewald“ hat mich nicht weniger als diejenige im „Berliner“ (Märkischen) Spreewald interessiert; um so mehr als ich vor 32 Jahren (im October 1859) in ersterem gleiche Eindrücke höchsten Naturgenusses sammelte.