Thiele, Carl Heinrich

Carl Heinrich Thiele an Ernst Haeckel, Jena, 15. Februar 1909

Jena, den 15. Februar 1909

Hochverehrter Herr Geheimrat!

Die Ortsgruppe Jena des „Deutschen Monistenbundes“ hat mich beauftragt, Ihnen zu Ihrem 75. Geburtstage die ehrerbietigsten und herzlichsten Glückwünsche zu übermittelt. Ich entledige mich dieses ehrenvollen Auftrages mit hoher Freude und Genugtuung und erlaube mir gehorsamst meine persönlichen Wünsche für Ihr Wohlergehen anzuschließen. Der 12. Februar dieses Jahres, an dem es mir vergönnt war, einem so hervorragenden wissenschaftlichen Ereignis, wie es Ihr letzter Vortrag im Volkshaus war, beizuwohnen – dieser Tag wird eine meiner erhabensten und erhebendsten || Erinnerung des Lebens bleiben, besonders weil ich Sie, hochverehrter, gnädiger Meister, in so überaus erfreulicher Körperlicher Frische erblicken durfte. Die Freude von der spontanen Huldigung Tausender vor Ihnen eilt jetzt durch die ganze Welt und läßt die Stimmen derer verhallen denen Ihr Ruhm Ärger und Neid hervorruft. Lassen wir sie schmähen und schwatzen – der Sieg des Wahren ist im Anzug!

Ich wünsche Ihnen, hochverehrter Herr Geheimrat, nun auch von Herzen gute Erholung von den schweren letzten Tagen und hoffe Sie gesund und frisch Anfang April nach meiner Rückkehr wiederzusehen. Wenn ich diesmal meine Wünsche nicht persönlich überbracht habe, so tat ich das nicht, weil ich Ihre Abreise bestimmt vermutete. ||

Meine Frau wird von Berlin aus Ihrer gedenken.

Ich empfehle mich Ihnen, hochverehrter Herr Geheimerat, gehorsamst unter der Versicherung meiner unwandelbaren Verehrung als

Ihr hochachtungsvoll ergebener

C. H. Thiele

Vorsitzender der Ortsgruppe Jena

des „Deutschen Monistenbundes“

Kriegerstr. 4

„Frickaheim“

 

Letter metadata

Gattung
Empfänger
Datierung
15.02.1909
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 42109
ID
42109