Schöneberg-Berlin, 15/II. 09.
Gothenstr. 31.
Sehr geehrter Herr,
Hochgeehrter Herr Professor!
Mit herzlicher Freude geselle ich mich zu der großen Schar Jener, welche, eine begeisterte, von Verehrung und Liebe erfüllte Gemeinde, zu dem morgigen, festlichen Tage ihrem ehrwürdigen Oberhaupt die heißesten Segenswünsche darbringt. Ach, wie gern würde ich dies persönlich tun! Unvergeßlich sind mir noch die schönen Stunden, die ich a am Sonntag vor Ostern in Ew. Excellenz Gesellschaft verleben durfte. (1908) Die teuren Andenken, welche ich zur Erinnerung mitnehmen durfte, habe ich trotz aller Fährlichkeiten meiner nachfolgenden Wanderung wohlerhalten nach Hause gebracht, und, unter Glas und Rahmen, winken sie mir jetzt von den Wänden meines Zimmers freundlich zu.
Sie mahnen mich aber auch an das Gelöbnis jener Stun-||den – ich bin treu geblieben und werde es immer sein: nach Maßgabe meiner bescheidenen Kräfte für die Verbreitung der neuen Weltanschauung zu wirken.
Ein längerer Artikel: „Zurück zur Natur“ – im Anschluß an das Nachwort zu den „Welträtseln“ – wird demnächst erscheinen. Außerdem beschäftige ich mich jetzt mit dem Studium der neueren Philosophie; ihre Probleme sind offenbar von gänzlich veränderten Gesichtspunkten aus – wie sie von Ew. Excellenz bereits wiederholt ausgewiesen – in Angriff zu nehmen.
Wie herrlich wäre es, bei diesen Bemühungen durch das unmittelbare, lebendige Wort sich erhoben und gefördert zu sehen! Ich fühle, trotz meiner 53 Jahre, einen unbändigen Arbeitsdrang, wie noch nie, in mir. Ihm soll mein weiteres Leben geweiht sein.
Alles, was ich mit vollem Hegen empfinde, drängt sich zusammen in dem einen, heißen Wunsch: Möchten Ew. Excellenz noch recht, recht lange b der Welt erhalten || bleiben!
Mit unverbrüchlicher Dankbarkeit und Verehrung
Ew. Excellenz
Ergebenster
Rud. Amplewitz.
H: EHA Jena, Sign.: A 42070.
a gestr.: in der; b gestr.: dem