Engelmann, Theodor Wilhelm

Theodor Wilhelm Engelmann an Ernst Haeckel, Leipzig, 31. Dezember 1893

Leipzig 31 Dezember 93

Lieber Freund!

Die Freude einen Brief von Deiner Hand bei der Ankunft am mütterlichen Herde zu finden, wurde durch den traurigen Inhalt Deiner Zeilen getrübt. Von Herzen bedauern wir Euren Verlust und hoffen und wünschen daß das neue Jahr Sonnenschein bringe möge. Meine Mutter und Schwester || vereinigen sich hierin mit uns. Beide haben so bedauert, noch nicht in Leipzig gewesen zu sein als Du die Freundlichkeit hattest sie besuchen zu wollen. Auch Carus erwidert Deine Grüße herzlich. Er hat wieder einmal etwas Hämoptoe gehabt, ist aber sonst sehr munter.

Ob uns der Sommer endlich einmal wieder nach Jena führen wird? Es fängt ja nun allmählich an Herbst zu werden und da drängt sich der Wunsch immer häufiger auf die Lippen „Kehret wieder, goldne || Tage meiner Jungend, noch einmal!“ Jena und Jugend – die zwei sind für mich unzertrennliche Begriffe, und beide verkörpern sich für mich am lebendigsten u. reinsten in Dir. Schon darum begreifst Du ersehne ich die Gelegenheit die alte liebe Stätte zu besuchen. Einstweilen aber hängen meine Pläne noch von zu vielen unüberschaubaren Bedingungen ab als daß ich sie bestimmt formuliren dürfte.

Ich hoffe mit meiner Frau Deiner Tochter u. Deinem Schwiegersohn einen Besuch zu machen. Wir bleiben noch etwaa bis zum 12ten || hier, am 15ten fangen die Vorlesungen wieder an.

Noch habe ich Dir für die letzten interessanten Sendungen zu danken. Australien bleibt das große politische Frage- u. Antwortspiel, das seinen Reiz nie verlieren wird. Wie plastisch hast Du seine Bedeutung geschildert! Hoffentlich dürfen wir einmal noch mehr von Dir darüber hören.

Mit den herzlichsten Grüßen von allen Meinen in Treue

Dein alter

Th. W. Engelmann.

a korr. aus: etwas

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
31.12.1893
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 4199
ID
4199