Ernst Haeckel an Margarethe Krupp, Jena, 26. November 1908
Zoologisches Institut
der Universität Jena.
Frau W. Geheimerat
Margarethe Krupp
Exzellenz (Rheinpreussen, Hügel).
Jena 26. November 1908.
Hochverehrte Gnädige Frau!
Beifolgend beehre ich mich, Ihnen die Festschrift und Festrede zu übersenden, welche ich am 30. Juli d. J. bei Gelegenheit der 350jährigen Jubelfeier der Universität Jena veröffentlicht habe. Zugleich lege ich den offiziellen, so eben erschienenen Bericht über diese Feier bei, mit mit den dabei gehaltenen Reden.
Wie Sie wohl schon Anfang August aus den Zeitungen erfahren haben werden, verlief die akademische Feier, unter Beteiligung mehrerer tausend Schüler und Lehrer der Universität Jena, in sehr schöner und gelungener Weise. ||
In der Ansprache an die Festversammlung, welche ich am 30. Juli Vormittags in den Räumen des Phyletischen Museums, bei dessen Übergabe an die Universität, hielt, gedachte ich mit aufrichtiger Dankbarkeit der Gönner und Förderer des Museums, deren reiche freiwillige Beiträge dessen Zustandekommen ermöglicht haben. Unter den Namen derselben, welche in der Vorhalle des Museums auf einer besonderen Ehrentafel verewigt sind, befindet sich auch derjenige Ihres von mir hochverehrten Herrn Gemahls; Friedrich Alfred Krupp würde sicher mit besonderer Freude das Gelingen dieses gemeinnützigen Bildungs-Werkes begrüßt haben, welches so ganz seinen eigenen Intentionen und naturwissenschaftlichen Interessen entspricht. ||
Die fortgesetzte Sammlung von freiwilligen Beiträgen hat bis jetzt im Ganzen die Höhe von 200.000 Mk erreicht. Indessen bedürfen wir noch bedeutend mehr, wenn die innere Einrichtung und Organisation des Museums, seinem hohen Zwecke entsprechend, würdig durchgeführt und erhalten werden soll.
Für die wertvollen Beiträge, die Sie selbst und Ihre älteste Frau Tochter nebst deren Herrn Gemahl im Januar des Jahres für diesen Zweck gestiftet haben, wiederhole ich Ihnen meinen aufrichtigen Dank.
Mit der Versicherung vorzüglicher Verehrung und mit freundlichen Grüßen an Sie und Ihre Familie
hochachtungsvoll
Ihr ergebener
Ernst Haeckel. ||
P.S. So eben ist eine neue (zweite) Auflage von „Insulinde“ erschienen, ebenso (zehnte) der großen Ausgabe der „Welträtsel“; ich lege sie (nebst zwei Exemplaren von der neuen „Taschenausgabe“ des letzteren Buches) zu beliebiger Verwertung bei – entweder für Ihre Familie oder für die Arbeiter-Bibliothek von Krupp.