Engelmann, Emma

Emma Engelmann an Ernst Haeckel, Utrecht, 17. Oktober 1890

Utrecht, d. 17/10 90.

Verehrtester aller Professoren!

Ihnen ist es wie keinem andern Sterblichen gegeben, die Menschen glücklich zu machen, und daß Sie’s auch den Utrechtern angethan haben, konnte Ihnen nicht verborgen bleiben. Der Tag Ihres lieben Besuchs bleibt ein denkenswürdiges || Ereigniß für unser ganzes Leben, und ich muß gestehen, es hätte nicht viel gefehlt, so wär’s um mein schwaches Köpping geschehen! Zum Glück habe ich ja aber einen starken Halt, obwohl es auch Willy in diesem Punkte ganz wie mir geht! Wir können uns an die Trennung von Ihnen noch nicht gewöhnen, || wenn Sie diesen tiefen Schmerz ein bischen mit uns fühlen, so werden Sie bei Ihrem guten Herzen den betrübten Gemüthern Trost und Linderung verschaffen. Sie können es mit dem Versprechen einer baldigen Wiederkehr und sollten uns auch die Hoffnung auf eine gemeinschaftliche Schlittenfahrt in Leipzig nicht nehmen; und wäre es auch nur, um mit Ihnen auf der Käsehitsche vom || Schneikenberg in’s Johannisthal zu rutschen, so machten Sie mich schon dadurch zu der glücklichsten Ihrer Adoptivschwestern! Bis dahin leben wir in gehobener Stimmung weiter, schwelgen in seligen Erinnerungen u. erwarten mit Ungeduld ein recht baldiges Wiedersehen. Grüßen Sie die beneidenswerthen Jenenser, und lassen Sie sich auch die innige Dankbarkeit und Liebe Ihrer Utrechter gefallen!

Ihr Ihnen treu ergebenes

Durchlauchting.a

[Nachschrift von Theodor Wilhelm Engelmann]

Gesehen, gelesen u. genehmigt mit Ja u. Amen!

Th. W. E.b

a Text weiter am linken Rand von S. 4: Ihr … Durchlauchting.; b Text am oberen Rand von S. 4: Gesehen … Th. W. E.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
17.10.1890
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 4186
ID
4186