Engelmann, Wilhelm

Wilhelm Engelmann an Ernst Haeckel, Leipzig, 18. Januar 1876

WILH. ENGELMANN

LEIPZIG

Leipzig, 18. Januar 1876.

Mein verehrtester Freund!

Recht angenehm war es mir, aus Ihrem Briefe vom 15. dieses zu ersehen, daß Sie die 3te Auflage Ihrer Anthropogenie schon so umgearbeitet haben, daß im April der Druck beginnen kann. Sollte es mit meinem Bruder besser gehen, so würde ich im Laufe der nächsten Wochen zu Ihnen kommen, doch ist dieß bei dem täglichen Schwanken seines Zustandes etwas unsicher, und würde ich Sie dann Ende März hier erwarten.

Heute sende ich Ihnen anbei die gewünschten 6 Holzplatten für neue Figuren. Ich bitte solche recht schön zu zeichnen, damit sie ebenso im Schnitte ausgeführt werden, und diese sämmtlich vor dem Drucke fertig vorliegen. Im Laufe dieses || Jahres erscheinen noch zwei Entwicklungsgeschichten bei mir: 1) eine Uebersetzung von Foster & Balfour’s Embryologie von Dr Kleinenberg, der sich jetzt in Ischia aufhält. Dann 2) die 2te Auflage von Kölliker, ein ganz neues Buch mit einer Menge der schönsten Holzschnitte, die unter seinen Augen in Würzburg gezeichnet werden. Der Druck von Foster kann im März vollendet sein und stehen die 72 in dem Buche befindlichen Holzschnitte zu Ihrer Verfügung. Dagegen sind nur wenige Bogen von Kölliker gedruckt, und jetzt stockt der Druck gänzlich, weil Herr Flegela noch 30–40 fein ausgeführteb Figuren, die zum Manuscripte gebraucht werden, unter 2–3 Monaten nicht ausführen kann. Ob dieß die letzten Figuren zu dem Werke sind, wußte Kölliker nicht || zu sagen, und bin ich ganz im Ungewissen, wann das Buch erscheinen wird, doch glaube ich, daß wenn nochc weitere Störungen vorkommen, leicht Ostern herankommen kann, ehe wir fertig werden. Die Benutzung der Holzschnitte stößt auf keine Schwierigkeiten, da, wie ich hoffe, Ihr Buch später als das Kölliker’sche erscheinen wird.

Da Giltsch zu Ihrer Zufriedenheit gearbeitet hat, so können Sie ihm auch die neuen Tafelnd, wobei Sie freie Hand haben, ebenfalls übertragen und dort am Orte besser überwachen.

Bei Bach stehen die Platten noch und sind noch, vielleicht mit einigen Retouschen zu benutzen. Wenn Sie die Bogenzahl der 3. Auflage nicht vermehrten, so stimme ich Ihnen hier ganz bei. ||

In der Augsburger Zeitung war im vorigen Jahre hervorgehoben, daß es nicht Anthropogenie, sondern Anthropogonie heißen müsse. Ein hiesiger Philolog sagte, daße gonie das Richtigere wäre, und auch Kölliker hat die Bezeichnung von Anthropogonie acceptirt.

Wie denken Sie hierüber, und ließe sich hierbei nicht eine Conformität erzielen?

Mit den besten Wünschen für das Wohlergehen Ihrer Familie grüßt Sie in aller Verehrung freundschaftlichst

Ihr ergebener

Wilh. Engelmann.

a eingef.: Hr Flegel; b korr. aus: ausgeführten; c eingef.: noch; d eingef.: Tafeln; e irrtüml.: das

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
18.01.1876
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 41736
ID
41736