Utrecht, d. 24/2 83.
Lieber Herr Professor!
Halten Sie mich nur nicht für so undankbar, wie ich scheine. Ich war so glücklich über Ihre freundliche Sendung und bin natürlich stolz auf die Dedication. Aber Sie werden denken: „warum hat sie micha dasb nicht eher wissen lassen.“ Darauf muß ich Ihnen meine Pläne mittheilen, die leider vereitelt wurden. Ich wollte nämlich, mit oder ohne Mann, || von Leipzig aus zu Ihnen kommen, um Ihnen meine unterthänigste, tiefgefühlteste Dankbarkeit in aller Ehrfurcht mündlich auszusprechen. Ich bin aber auch nicht schuld daran, daß dieses Vorhaben mißlang. Trotzdem wir in Leipzig vom 17ten December bis zum 20ten Januar gewesen sind, hätte die zahlreiche Verwandtschaft es nicht zugelassen, eine lustige Spritzfahrt nach Jena zu machen; von den vielen Onkel’s, Tanten, den zahllosen Cousinen und || sonstigen Freunden wären wir bald zerrissen, und ich hätte doch so gern ein paar Tage in dem reizenden Paradies gebummelt. Und Sie zu bitten, uns einen Tag in Leipzig zu schenken – das schien mir zu anmaßend. Willy sagte gleich: „wie kannst Du nur denken, daß der Zeit hat!“ Also, ich bitte Sie, mich für unschuldig zu erklären und meinen verspäteten Dank in gewohnter Großmuth anzurechnen. Dabei bin ich so unbescheiden noch um einen || andern Huldbeweis zu bitten. Ich habe so viel von Ihrer indischen Photographie gehört, daß ich gar begierig geworden bin, sie selbst zu sehen. Befriedigen Sie, bitte, mein Verlangen! –
Ihnen und Ihrer lieben Frau herzlichste Grüße von uns beiden.
In aufrichtiger Verehrung
Ihre
sehr fidele, lachlustige
Emma Engelmann.
a eingef.: mich; b korr. aus: denn