Max Vollert an Ernst Haeckel, Jena, 21. Mai 1909
(Briefform)
Seiner Exzellenz Herrn Wirk-
lichen Geheimen Rat Pro-
fessor Dr. Haeckel aus Jena
zurzeit Badegast in Baden-
Baden bei M. Wolff
Luisenstraße 18.
J. 21. V. 09.
Hochverehrte Exzellenz!
In einer an mich ergangenen Verfügung wird von dem Grossherzoglichen Staatsministerium Departement des Kultus in Weimar zu mehrerer Sicherheit der von Eurer Exzellenz errichteten Stiftung des Phyletischen Museums für wünschenswert erachtet, daß Ihre Angehörigen, also Ihre Frau Gemahlin und Ihre drei Kinder, wie dies auch schon bei der Schenkung Ihrer Bibliothek an die Universität geschehen ist, ihre Zustimmung zu der von Ihnen vor dem Grossherzoglichen Amtsgericht hier hinsichtlich des Phyletischen Museums abgegebenen Erklärung ausdrücklich ihre Zustimmung erklären, und weiter, daß sich Ihr Herr Schwiegersohn und Ihr Herr Sohn zur Über-||nahme der Funktionen bereit erklären, welche ihnen in der Schenkungsurkunde zugedacht sind.
Es ist zwar wohl anzunehmen, daß durch die Zuwendung an die Universität die Pflichtteilsansprüche Ihrer Angehörigen nicht verkürzt worden sind und daß Ihre Angehörigen mit Ihren Absichten durchaus einverstanden sind; es ist aber für alle Fälle besser, wenn in dieser Beziehung volle Klarheit geschaffen und alles schriftlich niedergelegt wird.
Ich beehre mich, bei Ihnen anzufragen, ob Sie es billigen, wenn ich eine entsprechende Erklärung aufsetze, welche der Schenkungsurkunde anzufügen und von Ihren Angehörigen gerichtlich zu vollziehen wäre. || Besonders dankbar würde ich sein, wenn Sie mir Vor- und Zunamen Ihrer Frau Gemahlin, Ihres Herrn Sohns, Ihrer Töchter und Ihres Herrn Schwiegersohnes, sowie die genaue Adresse der auswärts Wohnenden mitteilen würden.
Verzeihen Sie, wenn Ihnen durch eine von Ihnen vielleicht für zu weit gehend angesehene juristische Gewissenhaftigkeit neue Bemühungen verursacht werden, und seien Sie in bekannter Verehrung gegrüßt von
Ihrem ganz ergebenen
(gez.) M. Vollert.