Ernst Haeckel an Wilhelm Ostwald, Jena, 20. November 1914
Jena 20.11.1914.
Lieber und verehrter Freund!
Der von mir in der Gener. Morphol. erwähnte Bericht von George Cuvier führt den Titel:
„Rapport historique sur les progrès des sciences physiques depuis 1789“ und ist 1810 in Paris erschienen. Es handelt sich also (– soweit ich ersehen kann –) nur um einen einmaligen Bericht, nicht um regelmäßig erscheinende Jahresberichte.
Aus Ihren verschiedenen Beiträgen zur Kriegsliteratur, die ich mit großem Interesse zustimmend verfolge, ersehe ich mit Freuden, daß Sie unermüdlich tätig sind und Ihren bewunderungswürdigen „Energie“ Vorrat erfolgreich verwerten. || Von mir kann ich leider nicht dasselbe sagen. Meine Gesundheit und Arbeitskraft nimmt beständig ab. Die unaufhörlichen Aufregungen über die Folgen des entsetzlichen Weltkrieges – und a besonders die Trauer über die niederträchtige Politik Englands! – lassen mich nicht zur Ruhe kommen.
Von meinen nächsten Verwandten stehen 10 Neffen und Großneffen im Felde, von denen 2 bereits gefallen, 2 schwer verwundet sind. Auch viele hiesige Collegen und auswärtige Freunde beklagen schwere Verluste!
Hochinteressant und spannend ist für mich die active Teilnahme des Orients! (– und dann: Calais, London, Irland!)
Mit herzlichen Grüssen und besten Wünschen treulichst
Ihr Ernst Haeckel.
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