Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Wilhelm Ostwald, Jena, 23. Dezember 1911

Jena 23.12.1911.

Lieber Freund!

Für Ihre gestrige Mitteilung besten Dank! Sehr gern wäre ich morgen nach Leipzig gereist, um den Weihnachts-Abend mit meinen Kindern und Enkeln zu feiern, wie vor einem Jahre. Wären Sie dann nach L. herübergekommen, um am 26.12. den Jahrestag unserer ersten persönlichen Begegnung und ihrer sehr erfreulichen Folgen mit mir zu feiern, so würde mir dies zur ganz besonderen Freude gereicht haben. Aber leider ist meine Gesundheit noch so mangelhaft und das gebrochene Hüftgelenk noch so schmerzhaft, dass ich an keine Reise denken kann. Demnach muss ich mich darauf beschränken, mit diesen wenigen Zeilen Ihnen und den Ihrigen die besten Glückwünsche für Weihnacht und Neujahr zu senden, und besonders unserem Monistenbunde ein hoffnungsvolles „Glückauf“! ||

Soeben erhalte ich einliegenden Brief von Dr. W. Breitenbach, den ich zu lesen bitte. In Bezug auf seine Wünsche verhalte ich mich völlig neutral; überhaupt denke ich nicht daran, in die Geschäftsführung des Monistenbundes irgendwie praktisch einzugreifen, und besonders Ihre schwierige Praesidial-Aufgabe zu beeinflussen. Wenn ich trotzdem Dr. W. Breitenbach empfehlen kann, so geschieht es allein, weil ich ihn für die Redaktion einer Zeitschrift ganz besonders befähigt halte, wegen seiner umfassenden Bildung, seines kritischen Urteils und seiner tüchtigen Arbeitskraft. Persönliche Beziehungen kommen dabei nicht in Betracht.

Mit herzlichen Grüssen

treulichst

Ihr

Ernst Haeckel.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
23.12.1911
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, NL Ostwald
Signatur
1041, 50/14
ID
41415