Ernst Haeckel an Elisabeth Magarethe Hantzsch, später Volkmann, Jena, 4. Februar 1913
Jena 4.2.13.
Liebe Else!
Dein Bericht über Deine naturphilosophischen Studien hat mich sehr erfreut; besonders daß Du im „Prediger Salomo“ den monistischen Pantheismus (à la Goethe – Spinoza) entdeckt hast! Ich freue mich schon auf den langen pantheistischen Fragebogen, den Du mir zu meinem 79.sten Geburtstag mitbringen willst. Nicht minder muß ich Dich loben, daß Du daneben die empirische Biologie fleißig kultivierst: mit Amoeben-Studien, Anatomie des Flußkrebses (1910!) etc. Für letzteren ist neben Kükental auch die spezielle Darstellung in „Brandt und Ratzeburgs“ Medizinischer Zoologie sehr brauchbar (die ich Dir früher geschenkt habe). ||
Das Präparaten-Schränkchen und die mikroskopischen Präparate werden hoffentlich noch im Laufe des Febr.uar an Dich abgehen. Ich bin in den letzten 4 Wochen nicht wieder in das Phyletische Museum gekommen, hoffe aber nächstens wieder ausfahren zu können.
Daß Du neben Deinen (sehr lobenswerten!) zoologischen Studien auch das „zweibeinige Säugetier“ „Mensch“ kritisch studierst und in „Feinen Gesellschaften“ dessen mannigfaltigen, psychologischen und sozialen Anpassungen kennen lernst, ist auch sehr gut!
Heute Abend (an „Fastnacht“) wirst Du wohl ein besonderes Kostüm-Vergnügen genießen?
Mit herzlichsten Grüßen
Dein treuer Großpapa
E. Hkl.