Ernst Haeckel an Elisabeth Magarethe Hantzsch, später Volkmann, Jena 22. September 1906
Zoologisches Institut
der Universität Jena.
Jena 22.9.1906.
Meine liebe Else!
Da ich wegen meines Katharrs bei dem bösen Geburtstags-Wetter nicht selbst Dir meine Glückwünsche bringen kann, sende ich sie Dir durch Emma auf die Landgrafenburg. Zugleich schicke ich Dir ein altes, aber sehr wertvolles und gutes Buch von Prof. Schwägrichen (Leipzig), aus dem ich selbst vor 60 Jahren (als 12jähriger Schüler) meine Kenntniß der deutschen Giftpflanzen geschöpft habe. Eine Kiste mit schönen Korallen, die ich Dir zu Deinem 12. Geburtstage schenke (jetzt noch auf dem Zoologischen Institut) wirst Du in Leipzig vorfinden und auspacken. ||
Diese Korallen, die ich meistens selbst an den Küsten von Arabien, Ceylon und Insulinde gesammelt habe, waren ursprünglich für meine beste und talentvollste Schülerin bestimmt, welche darüber arbeiten wollte, Fräulein Frida von Uslar-Gleichen; Du hast sie einmal in Leipzig gesehen (im October 1902). Leider ist sie inzwischen gestorben (1903). Es würde mich freuen wenn du an diesen herrlichen Naturproducten dasselbe Interesse fändest, wie jene vortreffliche Schülerin, der ich auch die beiliegende Alpen-Flora (von Schröter) zu ihrem 35.sten Geburtstag geschenkt hatte. ||
Diese Alpen-Flora, die mir besonders lieb ist, sollst Du später auch behalten. Jetzt möchte ich Sie noch einmal zurück erhalten. Da Du aber gerade jetzt lebende Alpenpflanzen in der Schweiz bewundert hast, wird Dich der schöne Atlas, der auch die Namen nennt, gewiß interessiren.
Mit den herzlichsten Wünschen für Dein Wohlergehen, und in der Hoffnung, daß Du nach 60 Jahren noch dieselbe Freude an der herrlichen Natur und ihren Wunderwerken hast, wie heute, bleibe ich Dein Dich liebender
alter Großpapa
Ernst Haeckel.