Ernst Haeckel an Heinrich Eggeling, Jena, 28. Februar 1907
Bericht von Professor
Ernst Haeckel
über den Bauplatz für das
Phylogenetische Museum.
Jena 28. Februar 1907.
Hochgeehrter Herr Curator!
Nachdem der projectirte Bau des neuen Phylogenetischen Museums nunmehr gesichert und seine Ausführung dem Regierungs-Baumeister Dittmar übertragen ist, haben sich neuerdings Bedenken über die Wahl des von der Hohen Staatsregierung bewilligten Bauplatzes ergeben.
Der ursprünglich zunächst ins Auge gefaßte Bauplatz (neben dem südlichen Giebel des Pharmakologischen Instituts – gegenüber der Westseite des Zoologischen Instituts – am südlichen Ende der Neugasse) hat den Nachteil, daß:
1. Der Raum durch die Local-Verhältnisse sehr beschränkt und die unmittelbare Nachbarschaft des alten Pharmakologischen Instituts nicht schön ist;
2. Der Zwischenraum zwischen dem neuen Phyletischen Museum und dem bisherigen Zoologischen Institut sehr gering ist, so daß den Arbeitsräumen des Letzteren dadurch viel Licht und freier Ausblick entzogen wird. ||
Diese Übelstände würden vermieden werden, wenn der andere, von Ew. Exzellenz selbst ursprünglich in Vorschlag gebrachte Bauplatz gewählt würde, der sich zwischen der Sternwarte (nördlich) und dem früheren Hause des verstorbenen Gymnasial-Direktors Richter (südlich) befindet. Dieser Bauplatz (vor einigen Jahren von der Carl-Zeiss-Stiftung angekauft) würde den Vorzug haben, daß:
1. der disponible freie Raum viel größer und zugleich für eine schöne Garten-Umgebung geeignet, Licht von allen Seiten ganz frei ist;
2. für eine zukünftige Vergrößerung des Phyletischen Museums (– die früher oder später sicher zu hoffen ist –) freier Raum disponibel ist. Auch in landschaftlicher und ästhetischer Beziehung ist diese Lage, neben der Sternwarte, vorzüglich. Der Eingang wird – wie zur Sternwarte – von der Schillergasse aus sein.
Da die Baupläne schon im März festgestellt werden sollen, und der Bau im April beginnen, ersuche ich Ew. Exzellenz ergebenst, diese Frage gütigst in wohlwollende Erwägung zu ziehen und der Hohen Staatsregierung unterbreiten zu wollen.
In vorzüglicher Verehrung
Ew. Exzellenz ergebenster
Prof. Dr. Ernst Haeckel.