Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Kurator der Universität Jena, Johann Ernst August Heinrich Eggeling, Jena, 22. Februar 1907

Zoologisches Institut

der Universität Jena

Jena 22 Febr. 1907

Hochgeehrter Herr Curator!

In Ergänzung der Mitteilung, betreffend meinen Beitrag für das neugegründete „Phylogenetische Museum“ in Jena, teile ich Ihnen ergebenst mit, daß ich am 21. Febr. für dessen Casse 500 Mk baar eingezahlt habe, so daß nunmehr die Summe des obigen Beitrags auf Fünfzigtausend Mark abgerundet ist.

(10.000 Sammlung meiner Schüler,

10.000 Prof. Dr. Hans Meyer, Leipzig,

30.000 Honorar-Ertrag meines Buches über die „Welträtsel“)

Gleichzeitig kann ich Ihnen die erfreuliche Mitteilung machen, daß heute wiederum 6000 Mk für die obige Stiftung eingegangen sind, und zwar 5000 Mk von dem General-Director der „Neuen Photogr. Gesellschaft“ in Steglitz, (Arthur Schwarz), 1000 Mk von meinem Verleger, Alfred Kröner in Stuttgart. ||

Ich benutze diese Gelegenheit, um Ihnen, hochgeehrter Herr Curator, meinen herzlichsten Dank für Ihre wohlwollende Förderung dieses meines letzten Lebenswerks zu wiederholen.

In aufrichtiger Hochachtung

Ihr treu ergebener

Ernst Haeckel.

P. S. Das Universitäts-Rentamt, welches Sie mit der amtlichen Kassenführung der „Ernst-Haeckel-Stiftung“ beauftragt haben, ist mit gedruckten Quittungs-Karten versehen, welche es den beitragenden Gebern als Antwort auf ihre Einsendung (nach Muster beiliegender Postanweisung) zuzusenden hat. ||

[Beilage]

JENA, 18. Februar 1907.

Die zahlreichen freundlichen Glückwünsche und ehrenvollen Gaben, die mir aus Anlaß meines 73sten Geburtstages am 16. Februar d. J. von Nah und Fern zugegangen sind, machen es mir zur angenehmen Pflicht, den gütigen Gebern durch diese Zeilen meinen herzlichsten Dank abzustatten. Nachdem ich jetzt 46 Jahre an der Universität Jena als akademischer Lehrer gewirkt und mit meinen besten Kräften am Ausbau der Naturwissenschaft mich beteiligt habe, erblicke ich in jener Teilnahme weiter Bildungskreise den erfreulichsten Lohn für meine ernste und ehrliche Lebens-Arbeit.

Das höchste Ziel dieser Arbeit war von jeher die Gewinnung einer einheitlichen oder monistischen Weltanschauung auf Grund der Entwickelungslehre. Um deren Verständnis dem gebildeten Publikum näher zu führen, erschien mir schon seit langer Zeit die Gründung eines phylogenetischen oder „Phyletischen Museums“ wünschenswert, dessen Sammlungen die Tatsachen der organischen Entwickelung in Bildern und Präparaten dem Beschauer unmittelbar vor Augen führen sollen. Die Mittel zur Ausführung dieses Projektes sind mir – als wertvollste Geburtstagsgabe – jetzt von meinen älteren Schülern übergeben worden, als Ertrag der Sammlungen für die „Ernst-Haeckel-Stiftung“, die von ihnen vor 13 Jahren || bei Gelegenheit meines 60. Geburtstages begründet wurde. Die näheren Angaben darüber enthält der beigelegte Aufruf vom 16. Februar 1907.

Da in diesem Aufruf auch meines nahe bevorstehenden „goldenen Doktorjubiläums“ freundlichst gedacht ist, füge ich noch die Bemerkung hinzu, daß ich diesen Gedenktag (7. März) fern von Jena in aller Stille begehen werde; wahrscheinlich in dem geliebten und gelobten Lande Italia, nach dem mich meine bekannten „ultramontanen“ Neigungen seit 52 Jahren immer wieder hinziehen. Ich richte daher an alle näheren Freunde und ferneren Anhänger die Bitte, von allen mir zu diesem Tage etwa zugedachten Glückwünschen und Ehrungen abzusehen. In Italien hoffe ich auch meine Gesundheit, die durch die vorjährige Krankheit sehr gelitten hatte, zu befestigen und neue Kräfte für meine letzte Lebens-Arbeit zu gewinnen, für den Ausbau des eigenartigen „Phyletischen Museums“ in Jena.

ERNST HAECKEL.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
22.02.1907
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
Universitätsarchiv Jena
Signatur
C 640, Bl. 26v-27v
ID
41259