Ernst Haeckel an Wilhelm Breitenbach, Jena, 21. März 1918
Jena 21.3.18.
Lieber Herr Doktor!
Aus Ihrem letzten Briefe (vom 10.3.) entnehme ich mit Freude, daß Sie geneigt sind, bei der bevorstehenden Reform des Monistenbundes eine führende Stellung einzunehmen und eventuell Ihre vortreffliche Zeitschrift „Neue Weltanschauung“ in dessen Dienst zu stellen. Eine mündliche Besprechung dieser Fragen, für die sich auch mein Archivar Dr. Heinrich Schmidt sehr interessiert, wird jedenfalls sehr erwünscht sein. Eile hat das aber nicht. Ich würde Sie daher bitten, Ihren für die Osterwoche (6.4.) in Aussicht gestellten Besuch einstweilen auf die Pfingstwoche zu verschieben, um so mehr, als die Reise-Verhältnisse jetzt sehr ungünstig sind und die Spannung auf den bevorstehenden „Letzten Akt“ des Weltkrieges alles Interesse in Anspruch nimmt. ||
Mit meiner Gesundheit geht es jetzt wieder etwas besser; ich hoffe wenigstens diesen Sommer noch durchzuhalten. Aber zur produktiven Arbeit reichen die Kräfte leider nicht mehr aus.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr alter
Ernst Haeckel.
P.S. Meine letzte, im Novemb. 1917 erschienene Arbeit, die „Kristallseelen“, hat vielen Beifall gefunden und scheint sehr anregend nach vielen verschiedenen Seiten zu wirken. Nur die eigentlichen „Fachmänner“ (Spezialisten!) lehnen sie großenteils ab.