Ernst Haeckel an Wilhelm Breitenbach, Leipzig, 18. Februar 1914
Leipzig 18. Febr. 1914.
Lieber Herr Doktor!
Als erstes Lebenszeichen aus meinem 81. Lebensjahr sende ich Ihnen heute nur in Eile meinen herzlichsten Dank für Alles, was Sie als treuer und dankbarer Schüler zu Ehren meines 80sten Geburtstages getan haben. Die schöne E. H. Nummer Ihrer vortrefflichen Monatsschrift, zum 16.2.14, hat mich hoch erfreut; wenn Sie genügenden Vorrat davon auf Lager haben, bitte ich Sie, mir dann 50 Exemplare nach Jena zu senden und in Rechnung zu stellen. ||
Am 12.2. fuhr ich hier her nach Leipzig (Haydn-Str. 20), wo ich die Gedenktage im Kreise der l. Familie meines Schwiegersohns, Prof. Hans Meyer, ganz still und incognito verlebt habe.
Am Sonntag (15.2.) Abends habe ich den letzten Strich unter meine letzte philosoph. Arbeit getan, die als Broschüre von cc. 60 Seiten (– „Gottnatur, Studien über Monist. Religion“ –) im März bei Kröner hier erscheinen wird (– Abschied an die Leser der „Welträtsel“ ||
Morgen (19.2.) fahre ich nach Jena zurück, wo mich ein hoher Berg an Briefen, Telegr. etc erwartet. Ich bin tief gerührt über die warme Anerkennung, die mein Lebenswerk jetzt allenthalben findet.
Nun geht es in das stille „Otium cum dignitate“, das ich nur noch den Freuden der Kunst und eventuell der Vollendung meiner „Lebenserinnerungen“ widmen will. – Bitte um die Adresse von J. G. Vogt (London?).
Treulichst Ihr alter
Ernst Haeckel.