Ernst Haeckel an Wilhelm Breitenbach, Jena, 11. März 1906
Zoologisches Institut
Der Universität Jena.
Jena 11.3.1906.
Lieber Herr Doctor!
Die in Ihrem letzten Briefe ausgedrückten Anschauungen über unseren Monistenbund, seine Ziele, Aufgaben u.s.w., teile ich völlig. Auch ich bin der Ansicht, daß mit einer energischen Action (durch Flugschriften und Vorträge) sobald als möglich begonnen werden muß. Ich dränge Dr. H. Schmidt, seine Programmschrift (auf die sehr Viel ankommt) baldigst fertig zu stellen, damit sie im April oder Mai erscheinen kann. ||
Was mir Dr. S. über Ihre Verhandlungen in Bremen (am 6.3.) mitteilte und was auch Ihre Ansichten ergänzt, klingt nicht sehr ermutigend. Die 3 Bremer „Pastoren“ im Ausschuß erregen auch sonst viel Kopfschütteln – ebenso das Praesidium von Dr. Kalthoff. Und doch war gerade dieser von anderer Seite so empfohlen und auch taktisch gelobt. Aber Wo sollen wir einen andern Präsidenten finden?, der literarisch bekannt, älterer reifer Mann und zuverlässiger Charakter ist? Alle unsere naturforschenden Collegen (von denen wir so Viele befragt haben!) lassen uns im Stich! ||
Von meinen Jenenser Collegen (die doch fast Alle dieselben monistischen Ansichten haben) ist – außer Prof. Ziegler –) kein einziger für den Bund zu gewinnen!
Hoffentlich werden sich viele Bedenken auf der wichtigen Conferenz klären, die am 24. April hier vom Ausschuß anberaumt ist.
Ich selbst bedaure tief, durch meinen kläglichen Gesundheitszustand an der activen Mitarbeit gehindert zu sein. Sonst würde ich sehr gern selbst bald eine Flugschrift beitragen.
Mit besten Grüßen
Ihr E. Haeckel.