Ernst Haeckel an Wilhelm Bölsche, Jena, 18. Februar 1903
Jena18. 2.1903.
Lieber Herr Doctor!
Für Ihren freundlichen Glückwunsch zu meinem 69.sten Geburtstag meinen besten Dank! Ihren Wunsch, Ihnen einen Beitrag zu Ihrer Sammlung Darwinistischer Abhandlungen zu liefern, würde ich sehr gern erfüllen, wenn ich Zeit dazu fände; an dieser aber fehlt es leider immer. Die V. Aufl. der Anthropogenie macht mir jetzt viel Arbeit und wird mich wohl noch den ganzen Sommer beschäftigen. ||
Die Abhandlung von Herrn Heinrich Schmidt über „Urzeugung“, über die ich mit ihm eingehend gesprochen habe, kann ich Ihnen zur Aufnahme in Ihre Sammlung nur bestens empfehlen. Es scheint mir eine kritische Behandlung dieser wichtigen Frage gerade jetzt sehr wünschenswerth. Ich habe Herrn S. besonders auf Naegeli’s Ansichten über dieselbe hingewiesen, und auf Fritz Müller’s Vergleich der Chromaceen (Chroococcusa etc.) mit den Chlorophyll-Körnern (– in meinem Nachruf auf F. M. in der Jena Zeitsch. 1898, Bd. 31.) ||
Ebenso glaube ich auch, daß Herrn H. Schmidt (– der jetzt ganz zum Schriftsteller Beruf übergeht) – die gewünschte Abhandlung über „Grundbegriffe und Richtungen im Darwinismus“ zweckentsprechend abfassen wird; er hat sehr klares scharfes Urtheil u. gute
Kenntnisse.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
E. Haeckel.
P.S. Heute erhielt ich von London die Mittheilung, daß von der Englischen billigen Übersetzung der „Welträthsel“ in 3 Monaten 30.000 Expl abgesetzt worden sind.
a korr. aus: (Phaeococcus