Ernst Haeckel an Marie Eugenie delle Grazie, Innsbruck, 30. August 1896
Gruss Aus Innsbruck
Sonntag 30. August 1896.
Hochverehrtes Fräulein!
In den letzten Tagen dieser Woche (am 4. oder 5. September) denke ich in Salzburg einzutreffen und in meinem alten (– vor 41 Jahren bereits besuchten! –) Gasthof „Zum Stein“ Wohnung zu nehmen. Da das Wetter sehr wechselnd (meist schlecht) ist, werde ich meinen Reiseplan wohl etwas abkürzen. || Von Salzburg werde ich direct nach München gehen, dort einige Tage bleiben und dann nach Jena zurückreisen.
Der einzige Zweck meiner Excursion nach Salzburg ist der Wunsch, die Dichterin kennen zu lernen, welche den Ideen unserer modernen monistischen Weltanschauung einen so geistvollen und formvollendeten Ausdruck in ihren epischen Dichtungen zu geben verstanden hat. ||
Falls Ihnen daher mein Besuch am 4., 5. oder 6. September aus irgendeinem Grunde nicht willkommen sein sollte, bitte ich Sie um ein Paar Worte Nachricht nach Jenbach (postlagernd); ich werde dort am Dienstag u. Mittwoch sein (1. u. 2. September).
In aufrichtiger Verehrung
Ihr ganz ergebener
Ernst Haeckel.