Ernst Haeckel an Marie Eugenie delle Grazie, Jena, 26. Juli 1895
Jena 26. Juli 1895.
Hochverehrtes Fräulein!
Meine schöne Ferien-Reise, und damit auch die Hoffnung in Salzburg Ihre mir so hochinteressante Bekanntschaft zu machen, ist unversehens zu Wasser geworden. Letzten Sonntag (21.7.) hatte ich das Unglück, bei einer Bergparthie den linken Fuß zu brechen. Da die Gelenk-Verletzung schwer ist, werde ich mindestens 8–10 Wochen gestreckt liegen müssen. – Forza maggiore! – ||
Für die freundliche Zusendung Ihrer beiden geistvollen Artikel über das „Epos“ danke ich Ihnen bestens. Ich habe dieselben mit großem Interesse gelesen, dabei aber zugleich wieder eingesehen, wie wenig ich im Stande sein würde, ein richtiges und befriedigendes Urtheil auf dem (– hoch über meiner Sphaere stehenden! –) Gebiet der Dichtkunst abzugeben.
Mit bestem Wunsche für eine vergnügte Sommerfrische
Hochachtungsvollst
Ihr ergebenster
Ernst Haeckel.