Ernst Haeckel an Hermann Allmers, Jena, 16. August 1866

Jena, 16.8.66.

… Längst schon hätte ich Dir gern auf Deinen lieben Brief geantwortet, wenn nicht meine Zeit so vollständig zwischen Manuskript und Korrektur geteilt wäre, daß mir buchstäblich zu gar nichts anderem ein freier Augenblick bleibt. Du wirst Dir’s denken können, wenn Du hörst, daß seit Neujahr 60, sage 60 Bogen von mir gedruckt sind! An den letzten 10, welche in den nächsten drei Wochen gedruckt werden sollen, sitze ich jetzt, und dann wird endlich die „Generelle Morphologie der Organismen“ in 2 Bänden vollendet sein. Leider ist das Buch so gelehrt ausgefallen, daß ein Menschenkind ohne spezielle zoologische und botanische Kenntnisse nicht viel davon haben wird, und so glaube ich kaum, daß Du davon befriedigt sein wirst.

... Die gewaltigen Kriegsereignisse haben mein liebes stilles Jena gar nicht berührt, obwohl ringsherum der Sturm tobte. Nicht einen einzigen Soldaten haben wir hier gesehen! Hoffentlich verderben jetzt die Diplomaten nicht die guten Hoffnungen, zu denen wohl das aufstrebende Deutschland berechtigt. Doch fürchte ich sehr die Trennung des Südens! Daß ihr euren Welfen-Rüpel verliert, gönne ich euch von Herzen. Des ist wohl allgemeiner Jubel!

Meine Eltern sind jetzt seit einem Vierteljahr hier zum Besuch und gehen jetzt nach Berlin zurück ...

Brief Metadaten

ID
40739
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach
Datierung
16.08.1866
Sprache
Deutsch
Besitzende Institution
Original verschollen
Zitiervorlage
Haeckel, Ernst an Allmers, Hermann; Jena; 16.08.1866; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_40739