Jena 25. April 1919
Herrn Dr. Walter de Gruyter
(Georg Reimer, Genthiner Str. 38, Berlin).
Hochgeehrter Herr Doktor!
Ihre gefällige Mitteilung von dem Erlöschen der Firma: „Georg Reimer“ (Berlin, gegründet 1749) hat mich sehr überrascht, und – offen gestanden! – mit sehr gemischten Gefühlen erfüllt. Habe ich doch mit dieser ausgezeichneten Verlagshandlung, deren letzter persönlicher Leiter Sie bisher waren, seit meinem 20. Lebensjahr (1854) in den angenehmsten und wertvollsten Beziehungen gestanden – durch vier Generationen:
1. der „Alte Reimer“, Wilhelm Str. 73,
2. mein „OnkelGeorg Reimer“ (Anhaltsstr. 12),
3. mein „Schwager und Vetter Ernst Reimer
4. dessen Sohn Max Reimer (jetzt Hamburg)
(Die Schwestera von Nr. 2, Onkel Georg, – Adelheid Sethe, war die Schwägerina meiner Mutter). ||
Onkel Georg (Nr. 2) war ich zu besonderem Danke verpflichtet, da er (1862) meine Radiolarien von Messina (II.c Teil der Monographie) veröffentlichte, 1866 meine grundlegende „Generelle Morphologie“, 1868 deren populären Auszug, die „Natürliche Schöpfungsgeschichte“ (11 Auflagen) und später noch viele andere Schriften, die meinen Ruf begründeten.
– Der neuen „Vereinigung wissenschaftlicher Verleger“, die Sie im Vereine mit fünf anderen ausgezeichneten Verlagsbuchhandlungen jetzt gegründet haben, stehe ich – (als 85jähriger „rückständiger Greis“!! –) etwas skeptisch gegenüber, wie vielen anderen modernen Versuchen der „Sozialisierung“!! Ich wünsche Ihnen aber zu diesem kühnen Unternehmen aufrichtig Glück und reichen Erfolg!
Hochachtungsvoll grüßend
Ihr Ernst Haeckel.
a gestr.: Frau; eingef.: Schwester; b gestr.: Base; eingef.: Schwägerin; c korr. aus: Erster